Bei der „Nerdnight 1.0“ im Scala in Ludwigsburg wird gezockt, gedaddelt und gespielt. Nicht nur am Bildschirm, sondern auch am Schachbrett oder beim Sammelkartenspiel. Eben genau wie in der Sitcom „The Big Bang Theory“.

Ziemlich genau so dürfte der Traum eines jeden Gamers aussehen: Zwei große, bequem gepolsterte Ohrensessel stehen auf einem Podest mitten im Raum, Dolby-5.1-Sound drückt aus den Boxen der Kinoanlage, und auf der metergroßen Leinwand ist das Bild gestochen scharf. Vor den Spielern öffnet sich der Tunnel, Fanmassen singen und grölen auf der Tribüne. Lionel Messi und Neymar laufen ein, heute geht es für den FC Barcelona gegen José Mourinho und den FC Chelsea. Ein Spiel wie ein Champions-League-Finale – im Kinosaal des Ludwigsburger Scala.

 

Die Bedingungen für das „Fifa 15“-Turnier bei der ersten „Nerdnight“ im Scala sind mit ideal wohl zurückhaltend beschrieben. Wer hat schon eine so gute Soundanlage zu Hause? Oder eine so große Leinwand? Dementsprechend groß war im Vorfeld schon der Run auf die 32 Startplätze. Über Facebook konnten sich die Gamer für das Turnier anmelden, gespielt wurde im K.-o.-System. Acht Minuten dauerte jedes Spiel, bis in die Nacht hinein. Erst gegen Mitternacht stand der Sieger fest.

Nicht nur die U20-Generation sitzt an den Konsolen

Das Fußballspiel auf der Playstation zog am Samstag im Scala sicher die meisten Besucher an, gezockt wurde aber nicht nur im Kinosaal. Im ganzen Haus hatte das Team um die Organisatoren Tobias Berger und Mark Elsner Stationen mit verschiedenen Konsolen aus den vergangenen 20 Jahren aufgebaut. Neben den Liebhabern der neuesten Technik kamen so auch diejenigen auf ihre Kosten, die ihre Videospielkarriere mit Monkey Island oder Packman begonnen haben – und die Jüngeren, die sich trotzdem über Klassiker wie den Nintendo 64 oder den NES freuen konnten. „Wir freuen uns über das bunt gemischte Publikum“, sagt Berger, der gerade seine Ausbildung im Scala macht. Und tatsächlich zeigte der Blick in die Runde: es war nicht nur die U20-Generation der Einladung zur Nerd-Party gefolgt. Auch der ein oder andere lichter werdende Hinterkopf lugte hinter den Bildschirmen hervor.

Gedaddelt wurde nicht nur digital: Fans der US-Sitcom „Big Bang Theory“ wissen, dass echt Nerds auch noch viele andere Leidenschaften pflegen. So gab es neben den Konsolen auch ein großes Turnier des Sammelkartenspiels „Magic“. Und, ebenfalls ähnlich wie die Nerds in der US-Serie, gab es auch die Möglichkeit, klassische Brettspiele zu spielen. Zwar nicht die von Sheldon Cooper bevorzugte 3-D-Variante, stattdessen aber ein klassisches Schachturnier, ein Simultanwettbewerb und, trotz des mäßigen Wetters, auch eine Partie mit großen Schachfiguren im Freien.

Es wird gezockt – und getanzt

Mit der Nerd-Party habe man einfach etwas Neues probieren wollen, sagt der Organisator Tobias Berger. Man wolle das Scala auch für die Kreise öffnen, die sonst vielleicht eher nicht in ein Kulturzentrum kommen würden. Mit der Besucherzahl bei der Premiere sei er daher zufrieden.

Dass eine Nerd-Party nicht nur neue Besuchergruppen ins Scala locken kann, sondern sich auch weit über den Kreis Ludwigsburg hinaus herumspricht, zeigt das Beispiel von David und Theo. Die beiden waren extra aus Calw nach Ludwigsburg gekommen, um an der Gaming-Party teilzunehmen. Ihr Fazit: „Was die Nerdnight verspricht, das hält sie auch.“

Zum Abschluss fielen die Nerds aber doch noch etwas aus der Rolle. Denn von wegen ein echter Computerfreak traut sich nicht auf die Tanzfläche: von 23 Uhr an legte DJ Jopez, der die Rapper Die Orsons auf ihrer Tour begleitet, im Foyer auf. Da wurden sogar die Konsolen an die Seite geräumt. Man brauchte Platz zum Tanzen.