Die Region will acht von zehn Windradflächen streichen. Das ist eine herbe Enttäuschung für diejenigen, die sich für weitere Windräder im Kreis stark gemacht haben.

Ludwigsburg – Hermann Lang ist tief enttäuscht. Jahrelang haben er und seine Mitstreiter für ein Windrad bei Bönnigheim gekämpft – vermutlich vergebens. Denn der Planungsausschuss der Region hat dem Standort am Mittwoch eine Absage erteilt, ebenso wie sieben weiteren der insgesamt zehn potenziellen Windkraft-Flächen im Kreis Ludwigsburg. Das ist auch für den Landrat Rainer Haas eine bittere Nachricht. Die endgültige Entscheidung der Regionalversammlung wird zwar erst am 30. September fallen, doch es gibt wohl wenig Hoffnung auf eine Kehrtwende.

 

Vor allem in zwei Punkten kann Haas die Entscheidung des Regionalausschusses nur schwer nachvollziehen, nämlich bei den Absagen an die Standorte in Kirchheim und in Ingersheim. In Ingersheim stehe ja bereits ein Windrad: „Was soll Schlimmes passieren, wenn noch ein zweites dazu kommt?“, fragt Haas. Und auch für Kirchheim seien ihm keine Gründe bekannt, die gegen eine Rotoranlage sprächen – allerdings kenne er auch die Begründungen für die Entscheidung der Region noch nicht.

Landrat kritisiert mangelndes politisches Bewusstsein

Dennoch betont Haas: „Ich hätte mir schon ein größeres Maß an politischem Bewusstsein gewünscht.“ Schließlich gehe es darum, die Energiewende zu vollziehen. Das sei angesichts der Tatsache, dass die fossilen Rohstoffe zur Neige gingen, essenziell. Letztlich müsse man auch die Konsequenzen für die Energiewende tragen, es gehe nicht an, dass die Leute eine solche immer wieder befürworteten, Veränderungen vor der eigenen Haustür aber vehement ablehnten.

Im Vorfeld hatte die Kreisverwaltung allerdings wegen der Eingriffe in die Natur wenig Hoffnung gemacht, dass die Standorte in Bönnigheim, Sachsenheim, Kirchheim, Tamm, Bietigheim-Bissingen und Vaihingen/Enz sowie am Grießberg (Steinheim/Murr) realisiert werden könnten, auch ein zweites Windrad neben dem bestehenden in Ingersheim hatte die Behörde kritisch beurteilt. Lediglich den Standort Ried/See in Schwieberdingen hielt die Behörde für aussichtsreich – diese Fläche hat der regionale Planungsausschuss nun auch als einzigen potenziellen Windkraftstandort im Kreis neben dem bestehenden in Ingersheim akzeptiert. Man habe sich als Behörde in der Pflicht gefühlt, keine falschen Hoffnungen zu wecken, erklärt Haas jetzt.

Windkraftgegener sind zufrieden

Hermann Lang hatte die Einschätzungen der Behörde jedoch als Ablehnung verstanden. Für ihn steht fest, weshalb sein Vorhaben gescheitert ist: „Meines Erachtens hat der politische Wille gefehlt“, sagt er. Er sei zwar enttäuscht, jedoch nicht sonderlich überrascht von der Entscheidung des Planungsausschusses. Denn es sei kein Geheimnis gewesen, dass insbesondere die bürgerlichen Kräfte gegen Windkraft eingestellt seien. Walter Müller von der Bürgerinitiative Gegenwind Husarenhof zeigt sich hingegen sehr zufrieden: Die Vernunft habe gesiegt, denn die Natur im Kreis Ludwigsburg werde nun nicht von zig Windrädern verschandelt. Von der Gemeinde Ingersheim, die stets ein zweites Windrad favorisiert hatte, und aus dem Schwieberdinger Rathaus waren am Donnerstag keine Stellungnahmen zu erhalten.