Entgegen dem Trend hat im Kreis Ludwigsburg die Zahl der arbeitslosen Ausländer zugenommen.

Die entlassenen Schlecker-Mitarbeiterinnen, das war klar, würden im Juli voll auf die Zahlen der Agentur für Arbeit durchschlagen. Dennoch ist die Arbeitslosenquote im Kreis Ludwigsburg ziemlich stabil, sie betrug 3,7 Prozent. Damit war sie sogar um ein Zehntel besser als im gleichen Monat des vergangenen Jahres. Da die Wirtschaft boomt, drücken die mehr als 100 Schlecker-Frauen aus der zweiten Entlassungswelle, die die Arbeitsagentur im Kreis inzwischen betreut, die Statistik nicht gravierend nach oben. Die etwa 60 Frauen aus der ersten Stufe der Entlassungen seien inzwischen zu zwei Dritteln versorgt, sagt Martin Scheel, der Chef der Ludwigsburger Arbeitsagentur.

 

Dennoch gab es im Juli 2,3 Prozent mehr Arbeitslose im Kreis als im Monat zuvor. Das liegt vor allem daran, dass sich jetzt viele junge Leute arbeitslos gemeldet haben, die mit der Schule fertig geworden sind und noch keine Lehrstelle haben. Und an Lehrlingen, deren Ausbildung geendet hat, ohne dass sie von ihrer Firma übernommen wurden. Doch das macht Scheel keine großen Sorgen: „Im Herbst sind die meisten davon wieder weg, weil sie dann einen Job haben oder wieder auf eine Schule gehen.“ Sie belasteten erfahrungsgemäß die Statistik auch im August noch, im September sehe es dann wieder gut aus, sagt er voraus. Denn die Unternehmen hätten immer noch eine recht hohe Nachfrage nach Arbeitskräften.

Scheel: Nationalität spielt bei Vermittlung keine Rolle mehr

Scheel stellt fest, dass es in den vergangenen Jahren einen rasanten Abbau der Arbeitslosigkeit gegeben habe: 2009 sei noch ein Krisenjahr gewesen, im Jahr darauf sei dann die Wende gekommen, und schon 2011 sei ein Boomjahr gewesen, in dem die Arbeitslosigkeit auf ein sehr niedriges Niveau gesunken sei. Vor allem sei in dieser Zeit auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen stark gesunken. Allerdings warnt er vor hohen Erwartungen: Viel besser könne es nun nicht mehr werden.

Doch die gute Entwicklung hilft nicht allen Arbeitslosen gleichermaßen. Es gibt trotzdem negative Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt: Offenbar profitieren Ausländer nicht so richtig von der guten Wirtschaftslage. Entgegen dem Trend hat die Zahl der arbeitslosen Ausländer im Kreis seit dem vergangenen Jahr um zehn Prozent zugenommen. Warum das so ist, kann sich Scheel auch nicht so recht erklären. Er vermutet, dass viele ungelernte Kräfte darunter sind. Denn qualifizierte Ausländer seien heute nicht mehr schwieriger zu vermitteln als Deutsche, die Nationalität spiele eigentlich keine Rolle mehr.

Nur Böblingen ist in der Region besser als Ludwigsburg

Nach wie vor hält aber der Kreis Ludwigsburg mit seiner Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent den Spitzenplatz in der Statistik der Region. Allerdings nur, weil Böblingen und Stuttgart gemeinsam einen Bezirk bilden. Betrachtet man Böblingen allein, so ist dort die Quote mit 3,6 Prozent am niedrigsten. Und Waiblingen und Göppingen haben inzwischen aufgeholt: Hatten sie im vergangenen Jahr im Juli noch 4,0 beziehungsweise 4,1 Prozent Arbeitslose, so sind es jetzt nur noch 3,8 Prozent. Die Region insgesamt steht schlechter da: die Quote beträgt 4,1 Prozent (im Juli 2011: 4,3). Das liegt daran, dass Stuttgart mit 5,4 Prozent die Quote nach unten zieht. Im Landesdurchschnitt beträgt die Quote übrigens 3,9 Prozent und liegt damit genau gleich hoch wie ein Jahr zuvor.

Noch an einem anderen Punkt liegt der Kreis Ludwigsburg deutlich über dem Landesdurchschnitt: beim Aufbau der Beschäftigung. Laut Scheel wächst im Kreis die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten besonders schnell. Zum 31. Dezember 2011 habe es hier 174 244 Arbeitnehmer gegeben, 3,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Land sei die Zahl nur um 2,8 Prozent gestiegen.

Arbeitslose
10 288 Leute sind im Juli im Kreis Ludwigsburg arbeitslos gewesen, das entspricht einer Quote von 3,7 Prozent. Das sind zwar 232 mehr als noch im Juni, aber 238 weniger als im vergangenen Juli. Insgesamt hatten in der Region Stuttgart 57 475 Menschen keinen Arbeitsplatz.

Ausländer
Schlüsselt man die Quote nach einzelnen Personengruppen auf, so betrifft die höchste Zahl die Leute ohne deutschen Pass: 7,6 Prozent der Ausländer waren im Juli arbeitslos. Insgesamt machen sie fast 31 Prozent der Arbeitslosen im Kreis Ludwigsburg aus. Und sie sind die einzige Gruppe, bei der die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Juli des vergangenen Jahres zugenommen hat, nämlich um knapp ein Prozent.

Stellenzahl
Der Agentur für Arbeit im Kreis waren im Juli 3070 offene Stellen gemeldet, 124 Stellen weniger als im Juni und 164 Stellen weniger als im Juli des Vorjahres.