Die Zahl der Kirchgänger sinkt, das Geld wird knapper – die Aufgaben bleiben. Der evangelische Dekan Winfried Speck und sein katholischer Kollege Alexander König laden zu einer Zukunftskonferenz ein, um die Zusammenarbeit beider Kirchen zu intensivieren.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Ludwigsburg – - Trennendes sehen Winfried Speck und Alexander König wenig zwischen ihren Kirchen. Vielleicht, so überlegen sie, steht dann irgendwann nur noch eine Kirche am Marktplatz. Im Interview sprechen sie über die Gemeinsamkeiten – und den Zwang zu Veränderungen.
Herr Speck, Herr König, Sie arbeiten nun auch in der Flüchtlingsarbeit offiziell zusammen. Wie?
Speck Die neu geschaffene Stelle unterstützt die Ehrenamtlichen im Arbeitskreis Asyl, die im Landkreis seit langen Jahren ökumenisch arbeiten. Weil immer mehr Flüchtlinge kommen, entstehen auch immer mehr Gruppen.
Wie war das vorher?
Speck Ein katholischer und evangelischer Pfarrer haben die Arbeit der Ehrenamtlichen unterstützt – zusätzlich zu ihrem Dienstauftrag. Schon vor einem Jahr haben wir im Gespräch mit dem Landrat die Flüchtlingsthematik angesprochen und entschieden, eine gemeinsame Stelle einzurichten.
König Vor allem die Gemeinden außerhalb Ludwigsburgs sind personell oft nicht so gut ausgestattet. Die Ehrenamtlichen und auch die Hauptamtlichen sind langfristig überfordert. Der Landrat war der Überzeugung, dass eine positive Willkommenskultur der Kirchen verhindern kann, dass die Stimmung gegen Flüchtlinge umschlägt.
Im Moment überwiegt die Willkommenskultur die Proteste, oder?
Speck Ja, das ist erfreulich.
König Die Gesellschaft hat sich entwickelt. In den 1990er Jahren hat man gesehen, wie die Wohnheime unansehnlich geworden sind. Rückblickend denkt man: Das war eine Zumutung. Außerdem gingen die deutsche Geschichte und die Weltgeschichte weiter. Der Mauerfall liegt 25 Jahre zurück, die Heimatvertriebenen des Zweiten Weltkriegs sind heute in einer Situation, dass sie weitergeben wollen, was sie vor 60 Jahren erfahren haben. Heute ist man viel reflektierter.
Ist die ökumenische Zusammenarbeit nicht schon längst Ihr tägliches Brot?
Speck Klar. Wir haben vor drei Jahren mal eine Bestandsaufnahme gemacht. Die Liste ist mehrere Seiten lang. Daraus ist auch das geplante Zukunftsforum entstanden.
König Was wir fördern wollen, läuft bereits in vielen Gemeinden. Dort heißt es: Was wir alleine nicht schaffen, machen wir zusammen. In der Bildungsarbeit, in der kulturellen Arbeit sind die Gemeinden schon lang über die ökumenischen Gottesdienste hinaus beieinander. Wir wollen bei der Zukunftskonferenz gute Beispiele vorstellen, die dazu inspirieren, noch einmal etwas obendrauf zu setzen. Vielleicht kann man einen Chorleiter gemeinsam anstellen. In der Jugendarbeit kann man zusammenarbeiten wie auch in der Seniorenarbeit. Senioren unterteilen sich in ihren Themen nicht in evangelisch und katholisch, sie beschäftigen sich unter anderem mit den Begleitumständen des Älterwerdens.