Was schätzen Sie an Stefan Mappus?

Er ist verlässlich als Verhandlungspartner.

Noch was?

Das langt an Lob, wir sind schließlich im Wahlkampf.

Wie ist Ihr Verhältnis zur Linken?

Ich bin durch meine eigene Jugend gegen linksradikale Verirrungen immunisiert. Deshalb habe ich mit dieser Wünsch-dir-was-Partei nichts am Hut. Ihre bizarre Kommunismusdebatte zeigt einen Weg, der die Freiheit der Gleichheit radikal unterordnet, der kann nur in die Irre führen. Entweder in eine Gesellschaft der Armut oder in eine Diktatur oder beides.

Schon als die SPD in Umfragen hinter den Grünen lag, hat deren Spitzenkandidat Nils Schmid Anspruch auf das Ministerpräsidentenamt erhoben. Sie tun das nicht. Warum nicht?

Doch, das mache ich. Ich möchte Ministerpräsident werden. Das ändert aber nichts daran, dass die Wähler das entscheiden, nicht ich. Deshalb gehe ich die Frage zurückhaltend an. Ich will auch deutlich machen, dass es uns nicht um Posten geht, sondern um Macht. Wir wollen etwas gestalten. Wenn der Souverän mir diese Verantwortung zuweist, nehme ich sie gerne an und werde kraftvoll gestalten.

Was ist, wenn es mit dem Regieren wieder nichts wird, jetzt wo Sie so nah dran sind wie nie?

Auf diese Frage antwortet man als kluger Politiker nicht. Wir wollen Siegeswillen ausstrahlen. Was wir machen, wenn's nicht klappt, überlegen wir uns dann, wenn's nicht klappt.

Hat es emanzipatorische Bedeutung, wenn die Grünen stärker werden als die SPD?

Wenn wir tatsächlich stark wachsen bei der Wahl, hat das eine wichtige Bedeutung. Das ist wie ein Aufstieg in eine andere Liga. Es kämen ganz andere Aufgaben auf uns zu. In der ersten Liga muss man führen und nicht nur mitgestalten. Wir hätten eine ganz andere Gesamtverantwortung.

Was ist der Sinn von Politik?

Freiheit, wie Hannah Arendt gesagt hat.

 

Wie sehr trifft Sie der Vorwurf, Politiker seien Lügenpack?

Ich halte von diesem Vorwurf überhaupt nichts. In einer Demokratie geht es nicht um Lüge oder Wahrheit. Darum geht es in Diktaturen. In der Demokratie geht es um Alternativen. Presse- und Meinungsfreiheit verhindern in der Demokratie, dass systematisch gelogen wird.

Aber die Glaubwürdigkeit ist verloren.

Das sehe ich genauso. Wenn so eine Parole wie Lügenpack auftritt, dann stimmt schon was nicht im Staate Dänemark. Wir sehen an Stuttgart 21, dass man nicht von Anfang an offen war für Alternativen. Die Offenheit ist erst im Schlichtungsprozess entstanden. Die Leute, die Lügenpack rufen, wollen, dass offen über Alternativen gestritten wird. Dass Alternativen ernst genommen werden, ist das Entscheidende, um im Verhältnis der demokratischen Institutionen zur Bürgerschaft wieder Vertrauen zu schaffen. Das gilt für alle Politikbereiche, nicht nur für umstrittene Großprojekte.