Ankara setzt die Doppelstrategie gegen die Terrormiliz Islamischer Staat und gegen Kurden fort. Im Nordirak werden Stellungen der PKK beschossen, in Syrien ein kurdisches Dorf. 15 mutmaßliche IS-Unterstützer werden in der Türkei verhaftet.

Ankara - Das türkische Militär hat seine Angriffe auf kurdische Kämpfer fortgesetzt. Am Sonntagabend wurde das syrische Dorf Til Findire östlich der Grenzstadt Kobane beschossen, wie die größte Kurdenmiliz YPG und Aktivisten am Montag berichteten. Angaben über Tote gab es zunächst nicht. Ziel des Beschusses seien Kurden gewesen, die gegen die Terrormiliz Islamischer Staat kämpften, hieß es. Bei Razzien in der türkischen Hauptstadt Ankara nahm die Polizei 15 mutmaßliche IS-Unterstützer fest.

 

Damit setzt die türkische Regierung ihre am Freitag begonnene Doppelstrategie gegen den IS und kurdische Kämpfer mit grenzüberschreitenden Einsätzen im Südosten fort. Die syrischen Kurden gehören zu den erfolgreichsten Kräften im Kampf gegen den IS, mit Unterstützung der US-geführten Luftangriffe eroberten sie unter anderem Kobane zurück.

Doch die Türkei befürchtet, dass die Kurden mit ihrem Streben nach einem unabhängigen Staat ihren Widerstand gegen Ankara wieder aufleben lassen könnten. Die YPG rief die Türkei auf, ihre Angriffe einzustellen und sich an internationale Regeln zu halten.

Nato-Staaten treffen sich für Beratungen

Am Sonntag hatten türkische Flugzeuge Stellungen kurdischer Rebellen im Nordirak angegriffen, darunter Ziele der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Der fragile Friedensprozess zwischen Ankara und der PKK ist damit wohl beendet.

Auf Antrag der türkischen Regierung werden die Nato-Staaten am Dienstag zu einer Beratung über die jüngsten Ereignisse zusammenkommen. Bei dem für Dienstag geplanten Treffen werde die Türkei Auskunft über ihre Sicherheitsbedrohungen und ihre Luftangriffe auf Stellungen des IS in Syrien sowie der kurdische Rebellen im Irak geben, teilte das türkische Außenministerium am Sonntag mit. An der Zusammenkunft des Nordatlantikrats nehmen Gesandte aller 28 Mitgliedsstaaten teil.

Unter den 15 in Ankara am Montag festgenommenen mutmaßlichen IS-Unterstützern seien auch Ausländer, hieß es ohne weitere Einzelheiten. Seit die Türkei am Freitag in das Geschehen an ihren südöstlichen Grenzen mit Luftangriffen eingriff, wurden Hunderte Verdächtige mit mutmaßlichen Verbindungen zu Extremisten festgenommen.

Unterstützung, aber auch Mahnungen aus dem Ausland

Das Kurdendorf Til Findire sei bereits am Freitag erstmals vom türkischen Militär angegriffen worden, teilte die Kurdenmiliz YPG mit. Dabei seien vier Kämpfer der gemäßigten Rebellengruppe Freie Syrische Armee sowie mehrere Dorfbewohner verletzt worden.

Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von vier verwundeten Kämpfern in dem Ort Sor Maghar, der ebenfalls nahe der türkischen Grenze liegt.

Am Samstag hatte die Türkei mit Luftangriffen auf Stützpunkte der PKK im Nordirak begonnen - die ersten seit Beginn des Friedensprozesses mit den Kurden 2012. Ein Sprecher der PKK wertete dies als Aufkündigung des 2013 verkündeten Waffenstillstands zwischen beiden Seiten. Die PKK kämpft seit 1984 für eine kurdische Autonomie.

Die internationale Gemeinschaft drückte der Türkei ihre Unterstützung für den Kampf gegen Terroristen aus, mahnte die Regierung aber gleichzeitig zur Zurückhaltung.