Minderjährige Flüchtlinge, Drogenkriminalität und Frauen mit Helfer-Syndrom: der Schweizer Tatort „Schutzlos“ spart nicht mit Klischees.

Stuttgart - Ah, die Frau Asylhelferin“, sagt der neue Polizeichef süffisant. Ihm passt es nicht, dass sich die Kommissarin Liz Ritschard (Delia Mayer) für das Schicksal der jungen Nigerianerin Jola (Marie-Helene Boyd) interessiert und für den Mord an einem Asylanten, der doch schon „aus den Akten aussortiert ist und eigentlich gar nicht mehr existiert“. Aber Liz ist eine der wenigen, die ihr Herz auf dem rechten Fleck haben in dem Schweizer Tatort „Schutzlos“, der auf Schwarz-Weiß-Malerei setzt: ob es die Kollegen vom Amt, bei der Drogenfahndung oder auf dem eigenen Revier sind, es herrscht allenthalben Herzlosigkeit. Die Flüchtlinge aus Nigeria sind hier nur Nummern oder kriminelle Dealer. „Ich bin kein Sozialarbeiter, ich bin Beamter“, sagt der Mann von der Ausländerbehörde kaltschnäuzig.

 

Als ein junger Nigerianer erstochen am Fluss gefunden wird, führt die Spur schnell ins Drogenmilieu und zu Süchtigen, die so elend dran sind, dass man kaum hinsehen mag. Dabei sind die Dealer mitten unter uns. Auf offener Straße wird in Luzern der Stoff verkauft – und die Drogenfahndung schaut zu. Der Mord gerät immer wieder aus dem Blick, stattdessen geht es um die Problematik minderjähriger, unbegleiteter Flüchtlinge. Etwas platt wird hier Gut gegen Böse ausgespielt, und zum Klischee gehört auch, dass nur Frauen Mitgefühl aufbringen: die Kommissarin, die Heimmutter und eine Nonne.

Dafür gibt es einige spannende Szenen – und am Ende staunt man, wie komplex dieser Fall konstruiert ist. Flückiger ist dabei wegen eines Burn-outs eher Statist als Akteur. Gute Arbeit aber von Ritschard, denn da wäre man nicht draufgekommen, dass der Überfall fingiert war – und der Nigerianer nicht etwa dabei zu Tode kam, sondern aus Eifersucht ermordet wurde.