Seit 1903 klebt die US Navy in der Bucht vor der gleichnamigen Provinzhauptstadt. Ob der Pachtvertrag für die Militärbasis überhaupt noch gültig ist, ist umstritten. Wie auch immer, die USA machen keinerlei Anstalten, das Territorium zu verlassen. Noch nicht einmal der Gefangenentrakt wird, wie einst von Barack Obama nach seinem Wahlsieg ange-kündigt, in absehbarer Zeit geschlossen. Im Gegenteil: Das neue Anti-Terrorgesetz der USA, Ende 2011 von Obama unterzeichnet, scheint den Status quo zu zementieren. Für Besucher ist das Lager vor allem Kopfsache. Die unwürdigen Bilder, die um die Welt gingen, tauchen unweigerlich im Gedächtnis auf. Doch Guantánamo Bay scheint vom Rest der Provinz so weit entfernt zu sein wie die Erde vom Mond. In Guantánamo-Stadt deutet so gut wie nichts auf die US-Militärbasis hin. Nachfragen lösen spürbar Emotionen aus. „Das ist doch weit weg!“ Hermes winkt ab. Um genau zu sein, 30 Kilometer vom Zentrum von Guantánamo-Stadt, kurz: GTMO. Doch nah genug, um für die Menschen, die vom Tourismus leben, als Problem empfunden zu werden. Für sie ist das Image des Lagers eine Hypothek. Und für die Altrevolutionäre wie eh und je eine Schmach. Mag der Straßenbelag noch so viele Macken aufweisen, die antikapitalistischen und antiimperialistischen Plakate sind in Bestzustand.

 

Angst um die Fingernägel

Topgepflegt sind auch die Fingernägel von Noemi. Sie verkauft kleine Snacks und Cola. Ihr Stand befindet sich direkt vorm bekanntesten Hotel der Stadt, dem Hotel Guantánamo. Üblicherweise werden in Kuba Getränkedosen direkt vom Verkäufer geöffnet und ein Strohhalm hineingesteckt. Aber Noemi fürchtet um ihre künstlichen Fingernägel. „Kannst du sie selbst öffnen?“, bittet sie.
Natürlich, die lila Plastikapparillos sollen schließlich keinen Schaden nehmen. Eine deutsche Touristin habe sie ihr geschenkt, erzählt sie. „Guantánamo hat einen schlechten Ruf, deshalb kommen zu wenig Touristen hierher“, klagt sie. Wenn es nach ihr ginge, würde sie gerne öfter Dosen öffnen beziehungsweise öffnen lassen.

Dass Touristen in Guantánamo ausbleiben, ist freilich auch ein hausgemachtes Phänomen. Das Tourismusministerium in der Hauptstadt Havanna fördert lieber gestandene Pauschalreiseziele wie Varadero oder Cayo Coco. Guantánamo ist weit weg – und damit auch die Fördertöpfe. Die Gleichgültigkeit ist allerdings gegenseitig: „Havanna? Das ist für mich Ausland“, sagt der Barkeeper mit abschätziger Miene. Dabei wäre Kuba ohne Guantánamo längst nicht das, was es heute ist. Zum Beispiel wäre es ohne inoffizielle Nationalhymne, die da lautet: „Guantanamera“. Der Refrain über eine Bäuerin aus Guantánamo ist aus keiner kubanischen Hotellobby und keinem Restaurant wegzudenken. Sei es in Havanna, Varadero oder Cayo Coco.

Kokosnüsse und Kakao im Überfluss

Seit 1903 klebt die US Navy in der Bucht vor der gleichnamigen Provinzhauptstadt. Ob der Pachtvertrag für die Militärbasis überhaupt noch gültig ist, ist umstritten. Wie auch immer, die USA machen keinerlei Anstalten, das Territorium zu verlassen. Noch nicht einmal der Gefangenentrakt wird, wie einst von Barack Obama nach seinem Wahlsieg ange-kündigt, in absehbarer Zeit geschlossen. Im Gegenteil: Das neue Anti-Terrorgesetz der USA, Ende 2011 von Obama unterzeichnet, scheint den Status quo zu zementieren. Für Besucher ist das Lager vor allem Kopfsache. Die unwürdigen Bilder, die um die Welt gingen, tauchen unweigerlich im Gedächtnis auf. Doch Guantánamo Bay scheint vom Rest der Provinz so weit entfernt zu sein wie die Erde vom Mond. In Guantánamo-Stadt deutet so gut wie nichts auf die US-Militärbasis hin. Nachfragen lösen spürbar Emotionen aus. „Das ist doch weit weg!“ Hermes winkt ab. Um genau zu sein, 30 Kilometer vom Zentrum von Guantánamo-Stadt, kurz: GTMO. Doch nah genug, um für die Menschen, die vom Tourismus leben, als Problem empfunden zu werden. Für sie ist das Image des Lagers eine Hypothek. Und für die Altrevolutionäre wie eh und je eine Schmach. Mag der Straßenbelag noch so viele Macken aufweisen, die antikapitalistischen und antiimperialistischen Plakate sind in Bestzustand.

Angst um die Fingernägel

Topgepflegt sind auch die Fingernägel von Noemi. Sie verkauft kleine Snacks und Cola. Ihr Stand befindet sich direkt vorm bekanntesten Hotel der Stadt, dem Hotel Guantánamo. Üblicherweise werden in Kuba Getränkedosen direkt vom Verkäufer geöffnet und ein Strohhalm hineingesteckt. Aber Noemi fürchtet um ihre künstlichen Fingernägel. „Kannst du sie selbst öffnen?“, bittet sie.
Natürlich, die lila Plastikapparillos sollen schließlich keinen Schaden nehmen. Eine deutsche Touristin habe sie ihr geschenkt, erzählt sie. „Guantánamo hat einen schlechten Ruf, deshalb kommen zu wenig Touristen hierher“, klagt sie. Wenn es nach ihr ginge, würde sie gerne öfter Dosen öffnen beziehungsweise öffnen lassen.

Dass Touristen in Guantánamo ausbleiben, ist freilich auch ein hausgemachtes Phänomen. Das Tourismusministerium in der Hauptstadt Havanna fördert lieber gestandene Pauschalreiseziele wie Varadero oder Cayo Coco. Guantánamo ist weit weg – und damit auch die Fördertöpfe. Die Gleichgültigkeit ist allerdings gegenseitig: „Havanna? Das ist für mich Ausland“, sagt der Barkeeper mit abschätziger Miene. Dabei wäre Kuba ohne Guantánamo längst nicht das, was es heute ist. Zum Beispiel wäre es ohne inoffizielle Nationalhymne, die da lautet: „Guantanamera“. Der Refrain über eine Bäuerin aus Guantánamo ist aus keiner kubanischen Hotellobby und keinem Restaurant wegzudenken. Sei es in Havanna, Varadero oder Cayo Coco.

Kokosnüsse und Kakao im Überfluss

Ohne die Provinz Guantánamo hätte 1492 Kolumbus auch woanders an Land gehen und sein kleines mitgebrachtes Holzkreuz an anderer Stelle darbringen müssen. Jenes Kreuz ist nachweislich das älteste erhaltene, das die spanischen Eroberer in Amerika hinterlassen haben. Es ist in Baracoa zu bestaunen, der ältesten Stadt Kubas. Von dort aus lassen sich Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Hauptattraktionen sind der Nationalpark Alexander von Humboldt und die einsamen Traumstrände. Die Gegend um Baracoa gilt als eine der fruchtbarsten des Landes. Kaffee, Kokosnüsse und Kakao gedeihen wie im Überfluss. Die Rückreise führt dann meist wieder über Guantánamo-Stadt. Mit Stopp im Hotel Guantánamo – die meisten Gäste sind nur auf der Durchreise. Am nächsten Morgen wird ausgecheckt. Ohne Verhör und langes Verhandeln an der Rezeption.

Guantánamo

Anreise
Zum Beispiel mit Condor (www.condor.com) von Frankfurt/Main nach Holguín. Von dort weiter mit dem Mietwagen oder mit Bussen. Westlichen Komfortstandard bieten Fahrzeuge der Agentur Viazul (www.viazul.com).

Unterkunft
Wer auf makabre Assoziationen steht, steigt in Guantánamo natürlich im Hotel Guantánamo ab. Das Haus fungiert auch als Erfrischungsstation für Busreisende zwischen Baracoa, Holguín und Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt Kubas. In der Lobby ist daher immer was los. Doppelzimmer für zwei Personen ab 40 Kubanischen Pesos/CUC (ca. 31 Euro), www.hotelguantanamo.com.

In Baracoa bietet das relativ neue Hotel gehobeneren Kuba-Standard. Sprich, die Duschen liefern rund um die Uhr warmes Wasser, die Betten sind (noch) nicht durchgelegen. Sehr zentral, unweit des Parque Independencia, in der Calle Rafael Trejo. DZ für zwei Personen 35 CUC (ca. 27 Euro).

Ausflug
Ein absolutes Muss ist ein Besuch im Alexander-von-Humboldt-Nationalpark (Parque Nacional Alejandro de Humboldt). Der Park strotzt vor endemischen Arten. Kolibris und bunte Papageien schwirren in der Luft herum, seltene Blumen, darunter Dutzende Orchideenarten, setzen Farbtupfer. Auf zwei ausgeschilderten Wanderwegen von drei beziehungsweise von sieben Kilometern bieten sich beeindruckende Ausblicke auf den fast 70 000 Hektar großen Nationalpark, seit 2001 Unesco-Weltnaturerbe, sowie mehrere Buchten. Reiseführer mit guten Deutschkenntnissen und weitere Ausflugsziele bei www.ecoturcuba.co.cu

Auskunft
Kubanisches Fremdenverkehrsamt,www.cubainfo.de