„Herr Merz“ ist ein sehr gelungener Band, das Opus magnum des Künstler-Comics hat jedoch Fiskes Freund und Rivale Kverneland geschaffen. Sein in sieben Jahren Arbeit entstandener „Munch“ ist, mit allen seinen Ruppigkeiten („Der war ständig blau!“) und Popzitaten (die Panzerknacker klauen den „Schrei“) ein furioses, opulentes und komplexes Werk, das sich auf annähernd dreihundert Seiten einer fast unmöglich scheinenden Aufgabe stellt: „Der ganze Text soll nur aus authentischen Zitaten bestehen.“ Und so kommt hier, in Briefen, Tagebüchern, Notizen, Grafiken oder Gemälden, nicht nur der schwere Brüter Munch selber zu Wort, sondern auch Kritiker, Mäzene, Galeristen, Rivalen oder Freunde wie Strindberg, mit dem sich Munch in der Berliner Bohème-Kneipe Zum schwarzen Ferkel trifft und zu dem er sagt: „Ich hasse alles und jeden, ausgenommen mich selbst.“ Woraufhin Strindberg antwortet: „Du bist ein Glückspilz. Ich hasse auch mich selbst.“

 

Wie gesagt, der Autor schätzt solche Geschichtchen, aber seine Biografie geht weit über das nur Anekdotische hinaus. Kverneland wühlt sich geradezu hinein in das um Sex und Sünde kreisende, von Krankheit und Tod überschattete Leben von Munch, der den Naturalismus hinter sich lässt und Seelenlandschaften malt. Wie es etwa dazu kam, dass die Wolken bei Munch zu bluten beginnen, hat Kverneland akribisch recherchiert. Wer sich also für die heute Abend beginnende Munch-Ausstellung in der Stuttgarter Staatsgalerie vorbereiten will, dem sei dieser Band sehr empfohlen.