Die Bilderzählung ist auf die Künstlerbiografie gekommen. Das belegen gleich vier neue Graphic Novels, die auf bemerkenswerte Weise Pablo Picasso, Egon Schiele, Kurt Schwitters und Edvard Munch in Szene setzen.

Stuttgart - „Du vögelst, wie du malst. Ohne jegliche Gefühle“, so keift Picassos Geliebte, welche der Künstler mit der Frau seines gerade durch Suizid aus dem Leben geschiedenen Freundes betrügt. „Wie leicht es mir fiel, Menschen zu manipulieren“, wundert sich der kühle Egozentriker Egon Schiele, der mit seinen Modellen herumhurt. Die Modelle sind auch für Edvard Munch nicht nur zum Malen da, er teilt sich sogar mal eine Freundin mit einem Bildhauer, wird von diesem jedoch wegen Zeitüberschreitung mit einer Büste beworfen. Kurt Schwitters treibt sich ebenfalls in Bohème-Kreisen herum, ihm aber ist seine eine Frau genug, er erschreckt die Bürger durch Collagen oder den fonstarken Vortrag seiner „Lautsonate“ in einem Ferienhotel: „fümms böwö böwöro tää . . .“

 

Jawohl, der Comic respektive die Graphic Novel ist auf die Maler gekommen! Gleich vier neue Bände beschäftigen sich mit Künstlern und präsentieren deren Biografien in Wort und Bild. Am konventionellsten geht dabei der Franzose Xavier Coste in „Egon Schiele: Ein exzessives Leben“ vor. In geraffter Form und in einem Stil, der Schiele zwar nicht direkt kopiert, aber in Linienführung und Farbwahl doch von ihm inspiriert ist, fügt er Szenen aus der Karriere des als Pornografen verfolgten Künstlers aneinander. Schon nach den ersten drei Seiten hat Schiele den Rauswurf an der Akademie hinter sich, ebenso einen Besuch bei Gustav Klimt, der ihn protegiert, und auch einen Gang durch den Wald mit Klimts Modell Wally, der in der Horizontalen endet. Coste lässt Schiele übrigens selber erzählen („Ich werde den Spießbürger zum Zittern bringen!“), richtig nahe kommt er ihm trotzdem nicht. Die fünf nachgestellten Seiten Text über den schon mit 28 Jahren gestorbenen Künstler sind letztlich informativer als die sechzig Seiten Comic davor.