Das Kultusministerium bastelt an einer informationstechnischen Offensive. Das Haus von Minister Stoch verspricht in den nächsten Jahren eine landesweite Übersicht über Krankheitsvertretungen und vieles mehr.

Stuttgart - Den Schulen in Baden-Württemberg steht wieder eine Neuerung bevor. Sie kommt natürlich aus dem Kultusministerium, diesmal betrifft sie jedoch die EDV. Das Haus von Andreas Stoch (SPD) bastelt an einer informationstechnischen Offensive, die es dereinst ermöglichen soll, per Knopfdruck den Lehrerbedarf und die Notwendigkeit von Krankheitsvertretungen festzustellen. Auch Zeugnisse sollen so einfach, einheitlich und rechtssicher erstellt werden.

 

„Amtliche Schulverwaltung Baden-Württemberg“, kurz ASV, heißt das Vorhaben. Das Land stelle die Software seinen 4000 Schulen zur Verfügung mit dem Ziel, nicht nur statistisch auf der Höhe der Zeit zu sein, sondern auch um die täglich anfallenden Verwaltungs- und Organisationsaufgaben möglichst schnell und einfach abwickeln zu können. Das jedenfalls hat sich Thomas Koller aus dem Referat IT und Schulverwaltung des Ministeriums zur Aufgabe gemacht.

Politik hofft auf Effizientgewinne

Klagen doch Politiker immer wieder, viel zu viele Lehrer würden mit Aufgaben aufgehalten, die mit Unterricht gar nichts zu tun hätten. Da käme Entlastung bei Verwaltungsaufgaben gerade recht. Das Ministerium hat ja bereits 14 Prozent der sogenannten Anrechnungsstunden für Tätigkeiten wie diese gekürzt. 9000 bis 10 000 Lehrerstellen werden für außerunterrichtliche Aufgaben benötigt, schätzt Michael Eppinger aus dem Referat Bedarfsplanung, Lehrereinstellung, Statistik.

Angesichts drohender Stellenstreichungen hoffen nicht wenige Politiker in diesem Bereich auf Effizienzgewinne. Der Plan für das neue Organisationsprogramm steht bereits. An 150 Schulen ist die Pilotphase jetzt angelaufen. Vom Schuljahr 2014/15 an rechnet Koller mit Produktivbetrieb an 3500 Schulen. Die Phase „Kursstufe“ und damit die beruflichen und allgemeinbildenden Gymnasien sollen ein Jahr später folgen.

Flächendeckende Statistik wird möglich

Dann könnten im Jahr 2015/16 alle öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg mit dem gleichen System arbeiten. Flächendeckende Statistikerhebungen sollen im Schuljahr 2016/17 möglich sein. Lehrer sollen auch von ihrem Arbeitsplatz zu Hause Zugriff auf das System bekommen und sie sollen mehr Zeit für ihr Kerngeschäft, den Unterricht, gewinnen. Die Schulämter hoffen auf aktuelle Schüler- und Unterrichtsdaten zur effizienteren Ressourcensteuerung.

Das Kultusministerium argumentiert, „der Ressourcendruck wird größer, es werden mehr statistische Daten notwendig“. Das ist weithin unbestritten. Doch das Problem ist die Bezahlung. Als Schulträger sind die Kommunen für das Computerprogramm zuständig. Derzeit werde mit den Kommunen verhandelt, heißt es im Ministerium. Die Kosten werden auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.

Schulen wissen früher, wer als neuer Lehrer kommt

Ganz von vorne fängt man mit der Informationstechnik im Ministerium nicht an. Seit Jahren werden die 130 000 Lehrer elektronisch verwaltet. Jedes Jahr werden rund 4000 Stellen neu besetzt, 30 000 Deputate verändern sich, 7000 Beamte wollen versetzt werden, schätzt Michael Eppinger. Mit der schulbezogenen Stellenausschreibung ist die Sache für die Schulverwaltung nicht eben einfacher geworden. Die Schulen jedoch wissen früher, wer kommt. Bereits jetzt hat das Ministerium die Kontingente für die schulbezogene Stellenausschreibung festgelegt. Den Vorwurf will man sich nicht noch einmal anhören, wie im vergangenen Jahr, dass das Ministerium viel zu spät komme und die gefragten Sonderschullehrer längst abgewandert seien und auch die Berufsschulen ihre Stellen nicht mehr besetzen könnten.

Schon Anfang Dezember hat man 250 Stellen für Berufsschulen zur Ausschreibung freigegeben, das sind laut Ministerium zwei Drittel des zu erwartenden Kontingents. Die Sonderschulen dürfen für das Schuljahr 2014/15 mit höheren Zuweisungen rechnen. Sie bekommen 180 Stellen, davon können sie 90 Prozent schon jetzt ausschreiben. Die Verwaltung macht sich Sorgen, dass viele Studierende der Sonderpädagogik abwandern könnten. Dabei sind die Experten besonders gesucht. Schrittweise wird der gemeinsame Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Schülern im Land erweitert. Für die Inklusion werden zunehmend Sonderpädagogen an Regelschulen abgeordnet.

Mehrfachbewerbungen dann kein Problem

Die Zuweisung klappe ganz gut, bilanziert Eppinger, der stolz darauf ist, dass es angesichts Tausender von Stellenbesetzungen noch nie eine Konkurrentenklage gegeben habe. Doch technisch könnte das System verbessert werden. Im „Bewerberverfahren online“ gehen jedes Jahr laut Ministerium zwischen 60 000 und 70 000 Bewerbungen ein. Das Problem: bisher können Mehrfachbewerbungen nicht identifiziert werden. Auch da soll das neue Programm für die Schulverwaltung Abhilfe schaffen. Für 2015 streben die IT-Experten des Ministeriums für die Lehrerstellen die landesweite Bewerbung und Verteilung an.