Der Kunstbuchverlag Hatje Cantz zieht Mitte 2015 in die Hauptstadt um und legt damit die beiden Standorte Ostfildern und Berlin zusammen. Ein Stellenabbau soll das nach Angaben der Geschäftsführung aber nicht bedeuten.

Stuttgart - Der Kunstbuchverlag Hatje Cantz gibt seinen Hauptstandort in Ostfildern auf und zieht Mitte 2015 nach Berlin um. Das teilte das schwäbische Unternehmen, das zur Hamburger Ganske Verlagsgruppe gehört, am Montag mit. Hatje Cantz will die beiden Verlagsstandorte Ostfildern und Berlin räumlich zusammenführen, begründet der Verlag die Entscheidung.

 

Berlin sei als größte Verlagsstadt Deutschlands und wichtigster Kunst- und Kulturstandort ideal für den Kunstbuchverlag, der dort von der internationalen Bedeutung Berlins profitiere, heißt es in einer Mitteilung. „Die Verlagsgruppe bündelt damit in Berlin die Aktivitäten ihrer Unternehmen zu einem Kompetenzzentrum für die Produktion und den Vertrieb von Kunstbüchern“, so der Ganske-Buchvorstand Frank Häger.

Der Verlag will flexible Arbeitsmodelle einführen

Alle Mitarbeiter, die derzeit am Standort Ostfildern tätig sind, sollen in der Hauptstadt weiterbeschäftigt werden, versichert Hatje Cantz. Kündigungen haben es nicht gegeben. Aktuell würden größere Büroräume gesucht. „Unser primäres Ziel ist es, dass alle Mitarbeiter mitgehen. Aber natürlich wird es in der Realität so sein, dass nicht alle mitumziehen wollen oder können“, sagte Cristina Steingräber, die Geschäftsführerin von Hatje Cantz, am Montag gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Es sei jedoch im Moment noch zu früh einzuschätzen, wie viele der 20 Mitarbeiter, die von der Zusammenlegung betroffen sind, das Angebot wahrnehmen werden. „Die Gespräche haben jetzt erst begonnen“, sagt Steingräber.

Um die Mitarbeiter aus Ostfildern zu halten, erwäge man, flexible Arbeitsmodelle einzuführen, „so dass etwa eine Anwesenheit am Arbeitsplatz nicht mehr unbedingt erforderlich ist“, erklärt die Kunsthistorikerin Steingräber, die seit 2013 die Geschäfte von Hatje Cantz leitet. Auch nach dem Umzug nach Berlin, wo Hatje Cantz derzeit neun Mitarbeiter beschäftigt, soll wegen der engen Zusammenarbeit mit ortsansässigen Druckereien, Lithografieunternehmen und Buchbindern eine Repräsentanz im Stuttgarter Raum bestehen bleiben.

„Wir wollen uns nicht verkleinern“

Hatje Cantz gehört seit Juni 2011 zur Hamburger Verlagsgruppe Ganske, unter deren Dach auch Hoffmann und Campe, Gräfe und Unzer (GU) oder der Deutsche Taschenbuch Verlag (dtv) firmieren. Der Übernahme vorausgegangen war eine vorübergehende Insolvenz der Mutterholding J. Fink. Die damalige Hatje-Cantz-Geschäftsführerin Annette Kulenkampff suchte einen neuen Investor und fand ihn in der Ganske-Gruppe. Doch auch deren Geschäftszahlen sind alles andere als rosig. Im zuletzt gemeldeten Geschäftsjahr 2012 sank der Umsatz um 2,5 Prozent auf 238 Millionen Euro. Für das laufende Jahr hat das Printhaus angekündigt, den Wendepunkt schaffen zu wollen und Gewinne zu schreiben. „2014 werden die eingeleiteten kostenreduzierenden Maßnahmen voll wirken, so dass für das Geschäftsjahr 2014 wieder mit einem deutlich positiven Ergebnis gerechnet wird“, heißt es dazu im aktuellen Geschäftsbericht.

Dass die Zusammenlegung der beiden Standorte von Hatje Cantz auch zu solchen kostenreduzierenden Maßnahmen gehört, dementiert Steingräber. „Wir wollen uns nicht verkleinern. Falls sich einer oder mehrere Mitarbeiter gegen einen Umzug entscheiden, dann werden diese Stellen definitiv ersetzt werden“, versichert die Geschäftsführerin. Der Umsatz von neun Millionen Euro in 2013 solle beibehalten werden, „außerdem wollen wir Marktführer bleiben“, erklärt Steingräber.

Die Geschichte des Verlags

Geschichte: Der Hatje Cantz Verlag wird 1945 von Gerd Hatje (2007 verstorben), zunächst unter dem Namen Humanitas Verlag, gegründet. Hatje verkauft den Verlag 1990 an die Dr. Cantz’sche Druckerei. Die Kunsthistorikerin Annette Kulenkampff übernimmt 1995 die Programmplanung und Geschäftsleitung. 1999 gründet sie die Hatje Cantz Verlag GmbH. Im Juni 2011 übernimmt die Hamburger Ganske Verlagsgruppe den Kunstbuchverlag aus Ostfildern. 2013 verlässt Kulenkampff den Verlag. Ihre Nachfolgerin wird Cristina Steingräber.

Programm: Kataloge sind das Hauptgeschäft von Hatje Cantz. Zu den bedeutendsten Publikationen gehören Werkverzeichnisse von Künstlern wie Gerhard Richter und Kurt Schwitters. Auch Standardwerke zu Rubens, Picasso und zum Biedermeier sind Teil des Verlagsprogramms.