Denn in der Kunsthalle geht es nicht nur darum, ein kommunikatives Zentrum und Platz für Funktionen wie Gastronomie und Shop zu schaffen, ohne die ein moderner Ausstellungsbetrieb nicht mehr auskommt. Die Nutzung des Innenhofs allein reicht für den räumlichen Befreiungsschlag nicht aus. Langfristig soll darum das benachbarte Amtsgericht der Kunsthalle zugeschlagen werden, um dann Wechselausstellungsräume, Büros, Anlieferung, Räume für die Kunstvermittlung und Veranstaltungen aufzunehmen – all das, woran es heute fehlt. (Wann die Juristen ausziehen, steht bisher allerdings noch in den Sternen.)

 

Verbunden werden die beiden Gebäude künftig durch einen unterirdischen Gang, und genau hier erweist sich das tiefergelegte Atrium als kluger Schachzug, da es sich auf der Ebene dieser Verbindung befindet. Man muss künftig also nicht erst umständlich hinunter- oder hinaufsteigen, um von einem Haus ins andere zu gelangen, sondern kann ebenerdig von da nach dort wechseln. Weiterer Vorzug dieser Lösung: Im Atrium öffnet sich kein Abgang für die Treppe, die Fläche wird nicht durch ein mit Geländern umstelltes Loch im Boden gestört. Und schließlich bleibt auch die historische Substanz weitgehend unangetastet. Man betritt die Kunsthalle durch das Portal und erreicht dann eine umlaufende Galerie, von wo der Blick auf das Geschehen im Innenhof fällt, der frei von Rücksichten auf den Altbau nach den funktionalen Erfordernissen und in heutigen Formen gestaltet werden kann.

Klingt alles logisch, aber tatsächlich waren Staab Architekten die einzigen Wettbewerbsteilnehmer, die auf den Trichter mit der Absenkung gekommen sind. Auer und Weber etwa, die sich durch einen besonders sensiblen Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand auszeichnen, verfehlten aus diesem Grund den ersten Platz. Als Wunsch an die Gewinner regte die Jury lediglich eine transparentere Überdachung des Atriums an. Auch dabei könnte man ans Rijksmuseum mit seinem tageslichtdurchfluteten Foyer denken. Aber zu wörtlich sollte ein Wettbewerbsentwurf nicht genommen werden, im Detail ist er ohnehin noch nicht ausformuliert. Die Museumsdirektorin Pia Müller-Tamm bekennt, jedenfalls schon jetzt „extrem glücklich“ über diese Kunsthalle der Zukunft zu sein.