Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Helmut Rebmann kommt aus Nordenham bei Bremerhaven. Er hat Metzger gelernt. Anfang der 70er Jahre ist er mit einem Kumpel nach England gefahren. Sie haben sich einen Lastwagen gekauft und aus einer Laune heraus Antiquitäten und Gartenhäuschen nach Deutschland importiert. „Von null auf Wir machen“, sagt Rebmann. Über den Antiquitätenhandel wurde er wohlhabend, kam in Kontakt mit der Kunst, und seine Dalí-Sucht begann.

 

Sein erstes Dalí-Poster hat er vor 40 Jahren für zehn Mark gekauft. So fing er Feuer. „Sammeln, sammeln, sammeln, Kunst, Kunst, Kunst, mehr, mehr, mehr“, er sagt es ganz schnell und rafft mit den Händen Luft an sich. „Die Sucht ist gewachsen.“ Er hat sich für die Dalís sogar verschuldet.

Die Privatsammlung, die er mit seiner Frau über drei Jahrzehnte aufgebaut hat, ist eine von mehreren in Deutschland. In der Fachwelt gilt sie wegen ihrer Raritäten als beachtlich. Dazu gehören Ölbilder auf Leinwand, Grafikzyklen, Zeichnungen, grafische Platten und räumliche Objekte.

Die Apokalypse des heiligen Johannes

Am wertvollsten dürften zwei Grafikplatten zur „Göttlichen Komödie“ und die Grafiken aus dem Künstlerbuch „Die Apokalypse des heiligen Johannes“ sein. Letzteres ist 1962 von Papst Johannes XXIII. gesegnet worden. Salvador Dalí und sechs weitere Künstler haben je drei Arbeiten beigesteuert. Dalí, der König des Surrealismus, hat dafür ganz nach seiner paranoisch-kritischen Methode Nägel durch Bombenexplosionen auf Radierplatten prasseln lassen und Nähmaschinen mit Dampfwalzen zermalmt. Die Pergamentversion des „Buchs der Apokalypse“ hat 300 Seiten und wiegt 210 Kilogramm. Es ist ein Einzelstück und dürfte 25 Millionen Euro kosten, schätzt Helmut Rebmann. Zudem gab es weltweit sieben Papierexemplare, die allerdings – bis auf drei Ausnahmen – auseinandergenommen worden sind, um die Bilder einzeln zu verkaufen.

Rebmann hat sich Ende der 70er eines der drei unversehrten Bücher für 150 000 D-Mark gesichert. Ein Auktionshaus habe den derzeitigen Wert auf 120 000 bis 200 000 Euro geschätzt, sagt er. Um den Preis noch etwas höher zu treiben, hat Rebmann die Apokalypse nun auseinanderklamüsert und verkauft die Bilder separat. „Ich hatte sie ja jetzt 25 Jahre lang“, sagt er. Das klingt alles andere als schmerzvoll. Vielleicht auch, weil er die drei Dalí-Bilder daraus behält.

Seit drei Jahren ist alles anders. Da starb seine Frau Hannelore. „Sie war die Nummer eins“, sagt er. 35 Jahre waren sie unzertrennlich. Dann kam die Leukämie. „Meine Prioritäten haben sich seitdem verändert.“ Damit auch seine Leidenschaft für Dalí: „Vorher war ich ein kranker, besessener Dalí-Freak“, sagt er. Früher war seine Liebe zu Salvador Dalí ein reißender Strom gewesen, heute ist sie eher ein ruhiger Fluss.

Helmut Rebmann hat lang getrauert, konnte sich kaum mehr aufraffen. Im Januar des vergangenen Jahres ist ihm dann klar geworden, dass er leben will. „Ich habe begriffen, dass das Leben nicht unendlich ist.“ Vor einem Jahr wäre Helmut Rebmann fast gestorben. Er ist die kleine Wendeltreppe vom Dalí-Lager runter ins Erdgeschoss gestürzt. Dabei ist er mit der Hand an einem Nagel in der Wand hängen geblieben und hat sich eine Schlagader aufgeschlitzt. „Ich habe drei Liter Blut verloren“, sagt er. Die Nachbarin hat ihn schließlich gefunden, kurz bevor es zu spät war. Zehn Tage lag er im Koma. An dem Nagel, der ihn fast ins Jenseits befördert hätte, hing übrigens ein Dalí.

Mit dem Antiquitätenhandel kam der Wohlstand

Helmut Rebmann kommt aus Nordenham bei Bremerhaven. Er hat Metzger gelernt. Anfang der 70er Jahre ist er mit einem Kumpel nach England gefahren. Sie haben sich einen Lastwagen gekauft und aus einer Laune heraus Antiquitäten und Gartenhäuschen nach Deutschland importiert. „Von null auf Wir machen“, sagt Rebmann. Über den Antiquitätenhandel wurde er wohlhabend, kam in Kontakt mit der Kunst, und seine Dalí-Sucht begann.

Sein erstes Dalí-Poster hat er vor 40 Jahren für zehn Mark gekauft. So fing er Feuer. „Sammeln, sammeln, sammeln, Kunst, Kunst, Kunst, mehr, mehr, mehr“, er sagt es ganz schnell und rafft mit den Händen Luft an sich. „Die Sucht ist gewachsen.“ Er hat sich für die Dalís sogar verschuldet.

Die Privatsammlung, die er mit seiner Frau über drei Jahrzehnte aufgebaut hat, ist eine von mehreren in Deutschland. In der Fachwelt gilt sie wegen ihrer Raritäten als beachtlich. Dazu gehören Ölbilder auf Leinwand, Grafikzyklen, Zeichnungen, grafische Platten und räumliche Objekte.

Die Apokalypse des heiligen Johannes

Am wertvollsten dürften zwei Grafikplatten zur „Göttlichen Komödie“ und die Grafiken aus dem Künstlerbuch „Die Apokalypse des heiligen Johannes“ sein. Letzteres ist 1962 von Papst Johannes XXIII. gesegnet worden. Salvador Dalí und sechs weitere Künstler haben je drei Arbeiten beigesteuert. Dalí, der König des Surrealismus, hat dafür ganz nach seiner paranoisch-kritischen Methode Nägel durch Bombenexplosionen auf Radierplatten prasseln lassen und Nähmaschinen mit Dampfwalzen zermalmt. Die Pergamentversion des „Buchs der Apokalypse“ hat 300 Seiten und wiegt 210 Kilogramm. Es ist ein Einzelstück und dürfte 25 Millionen Euro kosten, schätzt Helmut Rebmann. Zudem gab es weltweit sieben Papierexemplare, die allerdings – bis auf drei Ausnahmen – auseinandergenommen worden sind, um die Bilder einzeln zu verkaufen.

Rebmann hat sich Ende der 70er eines der drei unversehrten Bücher für 150 000 D-Mark gesichert. Ein Auktionshaus habe den derzeitigen Wert auf 120 000 bis 200 000 Euro geschätzt, sagt er. Um den Preis noch etwas höher zu treiben, hat Rebmann die Apokalypse nun auseinanderklamüsert und verkauft die Bilder separat. „Ich hatte sie ja jetzt 25 Jahre lang“, sagt er. Das klingt alles andere als schmerzvoll. Vielleicht auch, weil er die drei Dalí-Bilder daraus behält.

Die Bilder von Süß im Tausch gegen einen Mercedes

Helmut Rebmanns Privatsammlung aus Schwieberdingen wurde schon im Warschauer Nationalmuseum und in der Dresdner Kunsthalle gezeigt. Er hat seine Schätze aber auch für Ausstellungen in Banken, Möbelhäusern oder gar einer leer stehenden Drogerie an seine roten Stellwände gehängt. „Warum sollte ich sie eingepfercht lassen? Die Bilder sind wie meine Kinder, ich kenne zu jedem eine Story.“

Zum Beispiel die, wie er zu seinen ersten Bildern von Klaus Süß kam. Im Januar 1990 sei er in der DDR gewesen und habe durch Zufall Süß-Bilder in einem Schaufenster hängen sehen. „Bis dahin hatte ich nur Surrealisten gesammelt“, erzählt er. Mit Expressionisten konnte er nicht so viel anfangen. Das hat sich dann vor jenem Schaufenster schlagartig geändert. Das Problem: Klaus Süß wollte ihm nichts verkaufen. „Er hat gesagt, Wessis kriegen seine Bilder nicht“, sagt Helmut Rebmann. Bis der Sammler ein Tauschangebot vorschlug: seinen silberfarbenen 230er-Mercedes-Benz gegen einen Großteil des Ateliers. „Seitdem fährt der Klaus Mercedes, und wir sind die dicksten Freunde.“

Mit Salvador Dalí ist ihm das nicht annähernd gelungen. Einmal hat Rebmann den Meister persönlich gesehen. Aber nur aus der Ferne. Das war in Figueres, Dalí ist mit anderen durch sein Museum geschlendert. „Da brauchst du gar nicht hinzugehen, das ist eine Nummer zu groß“, sagt Rebmann, „an Dalí war überhaupt kein Rankommen.“ An die Filetstücke aus dessen Atelier aber schon. Er hat Joseph Forêt, einen von Dalís Verlegern, kennengelernt. Bei ihm kaufte er viele seiner Kostbarkeiten.

Sein Traum: ein Dalí-Museum auf Teneriffa

Nach dem Tod seiner Frau hält Helmut Rebmann nichts mehr in Schwieberdingen. Er will weg, nach Teneriffa. Dort hat er Mitte der 80er Jahre eine Wohnung gekauft. Über die Jahre lud er 32 Künstler ein, es waren große darunter, aber auch unbekanntere, „einfach nach Bauchgefühl“, sagt er. In der Regel hat er ihnen die Flüge gezahlt, ihnen Kost, Logis und dazu ein kleines Taschengeld spendiert. Sie mussten dafür jeweils drei Bilder für ihn malen. Und so ist im Fischerdörfchen Candelaria über 20 Jahre hinweg „Atlantis“ entstanden, ein Kompendium aus 96 großformatigen Ölgemälden. Ein Liebhaber hat es vor einigen Jahren gekauft.

Helmut Rebmanns Traum ist es, auf Teneriffa mit den am Ende verbleibenden Exponaten ein Dalí-Museum zu eröffnen. „Ich habe das Ganze schon genau im Kopf“, sagt er und tippt sich an die Stirn. In diesem Jahr nimmt er es vielleicht in Angriff. Doch vorher muss er noch einen Großteil seiner Sammlung loswerden. „Was weg ist, ist weg, und den Rest hänge ich auf.“