Los Angeles ist die Stadt der Träume und des schönen Scheins. Wer als Tourist kommt, wird erst enttäuscht, aber dann doch überrascht.

Freizeit & Unterhaltung: Anja Wasserbäch (nja)

Los Angeles - Man kennt sich eigentlich schon ganz gut. Los Angeles ist die alte Bekannte, die man schon auf Bildern und natürlich vor allem in vielen Filmen gesehen hat. Die Straßen von Beverly Hills, die Hügel von Hollywood, das Griffith Observatory, eben jenes Planetarium, in dem Ryan Gosling und Emma Stone in „La La Land“ unter den Sternen schweben. Wenn man sich aber dann doch trifft, muss man bass feststellen, dass Realität und Vorstellung doch weit auseinanderliegen. Oder doch nicht?

 

Der erste Eindruck findet natürlich vom Auto aus statt. Hier geht niemand auf den Trottoirs. Es gibt keine Flaneure, keine Spaziergänger. Nur Obdachlose bewegen sich am Rand der Straßen der Mega-City. Und hoch oben am Berg sieht man die bekannten Buchstaben Hollywoods, während ganz LA im Stau versinkt. Tesla-Gründer Elon Musk twitterte vor ein paar Monaten, wie sehr ihn der Verkehr von Los Angeles nerve, und denkt über einen Tunnel unter der Stadt nach. Man versteht den Wunsch ganz gut, wenn man für kurze Strecken sehr, sehr lange braucht und immer wieder darüber nachdenkt, einfach auszusteigen und zu Fuß zu gehen. Das macht aber hier keiner, zu weit sind die Strecken von Beverly Hills nach Downtown.

Eine Stadt kennenzulernen, geht auch immer gut von oben: im OUE-Skyspace steht man mehr als 300 Meter über der Stadt, sieht die imposante Kulisse der Wolkenkratzer in Downtown, die wie ein Wimmelbild von Ali Mitgutsch wirken. Und doch sieht man nur einen ganz kleinen Teil der großen Stadt. Oder man geht in eine Rooftop-Bar. Eine Bar mit Dachterrasse wie etwa das Perch in Downtown. Hier verbringt Erika aus Albuquerque einen Abend. Sie ist für eine Hochzeit in der Stadt, 38 Jahre alt, kleines Schwarzes und ein ansteckendes Lachen. Träume habe sie keine mehr. Mit Trump wird sie viel mehr an ihre Krankenkasse zahlen. „Bye-bye Obamacare“, sagt Erika, nimmt noch einen Schluck Gin Tonic. In LA sind viele Menschen wie sie. Menschen auf der Durchreise. Aber noch mehr, die das große Glück suchen.

Die Stadt, in der das amerikanische Filmbusiness angesiedelt ist, erzählt natürlich immer auch von den Menschen, die hier ihr Glück suchen. Und sei es in dem Restaurant Paley, in dem schöne, junge Menschen Ceviche von Jakobsmuscheln essen und sich freuen, dass die ehemaligen Räumlichkeiten der CBS-Studios so aussehen, als wären sie der Serie „Mad Men“ entsprungen.

Und dann ist da natürlich der Walk of Fame. Der Gehweg mit zig Namen von Stars und Sternchen, auf dem Touristen in Wolken von Cannabis-Duft entlang spazieren und Straßenmusikanten ein paar Dollar in den Hut werfen. Vielleicht kaufen sie sich in einem Souvenirshop güldene Oscars mit der Aufschrift „Best Mom“, nur wenige Meter vom Dolby Theatre entfernt, in dem jetzt wieder die wichtigen Filmpreise verliehen werden.

Kunstgenuss mit Selbstinszenierung

Die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Los Angeles ist eine Tour in den Universal Studios. Auf Platz zwei steht das Getty Museum, angesiedelt auf einem Hügel in Brentwood. Bemerkenswert ist vor allem das Gebäude, das vom Architekten Richard Meier gebaut wurde. Von hier hätte man einen sehr tollen Blick über die Stadt, wenn es nicht regnen würde und sich diese Sonne von Kalifornien endlich mal zeigen würde. Drinnen: sehr viel sehr bekannte Kunst von Monet und Manet, Renoir und Cézanne.

Viel jüngere Kunst und auch jüngere Menschen gibt es im The Broad, entworfen vom Architektenbüro Diller Scofidio + Renfro in Zusammenarbeit mit Gensler Architects und 2015 eröffnet, zu sehen. Die Besucher sind hübsch und hip, haben Dutts auf dem Kopf, Smartphones in der Hand. Vor Kunst von Hirst und Gursky, Koons und Lichtenstein inszeniert sich die Generation Instagram. In den Museen von Los Angeles lässt sich gut beobachten, wie sich Kunstgucken verändert hat. Auch Erin Yokomizo vom Los Angeles County Museum of Art – kurz: LACMA – weiß um die Problematik des Kunstgenusses und der heutigen Inszenierung. Und aber auch, wie wichtig sie ist. Die Laternensäulen „Urban Lights“ vor dem Museum sind ein beliebtes Instagram-Motiv. Das LACMA ist das erste Museum auf der Social-Media-Plattform Snapchat und hat einen eigenen Beauftragten für die Verbindung ins Digitale.

Bei so viel Kunst hat man viel Hunger. Im Grand Central Market, einer Markthalle aus dem Jahr 1917, wo Fleisch und Eier, Gewürze und Gemüse verkauft wurden, gibt es heute tolle Ramen-Suppen und mexikanische Tacos, wofür die jungen Hipster mehr als 30 Minuten anstehen für ein bisschen Glück auf dem Teller. Hier ist auch der Essensstand, der sehr kurz in „La La Land“ vorkommt, wo Ryan Gosling und Emma Stone ein Date haben. Ja, da ist sie wieder, die Stadt, wie man sie aus dem Film kennt.

Hinkommen, Unterkommen, Rumkommen

Anreise

Airberlin fliegt ab Düsseldorf fünf Mal pro Woche nonstop nach Los Angeles und bietet ab Mai 2017 eine neue Direktverbindung ab Berlin-Tegel mit vier Flügen pro Woche an. www.airberlin.com

Übernachten

Luxus-Hotel: Loews Hollywood (www.loewshotel.scom/hollywood-hotel) ab 350 Euro. Budget-Hotel: The Hotel Hollywood (www.thehotelhollywood.com) ab 145 Euro.

Essen & Trinken

Tolles Restaurant mit kalifornischer Crossoverküche ist das Paley (paleyhollywood.com). Im Grand Central Market (grandcentralmarket.com) gibt es Streetfood aus allen Herren Ländern. Sterneküche gibt es im Redbird (redbird.la).

Anschauen

Los Angeles ist bietet tolle Architektur und aufregende Kunst. Zu sehen unter anderen im Getty Museum (www.getty.edu), im The Broad (www.thebroad.org). Das OUE-Skyspace lohnt sich vor allem in den Abendstunden.