Im Wahn soll ein 19 Jahre alter Mann voriges Frühjahr versucht haben, in Murrhardt eine Bank zu überfallen. Kurz danach habe er in der Psychiatrie in Winnenden einen Mitpatienten fast erstochen. Der Beschuldigte erklärt, dass ihm eine Stimme die Messerattacke befohlen habe.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Murrhardt/Winnenden - Vor drei Jahren scheint der 19 Jahre alte Mann die Kontrolle über sein junges Leben verloren zu haben. Damals war sein Vater plötzlich gestorben, an dem er stark gehangen hatte. Orientierungslos habe er in der Folge alle Drogen, an die er kam, geschluckt, geschnupft und gespritzt, so der Murrhardter. Zudem habe er sich an den Wochenenden regelmäßig einen Rausch angetrunken.

 

Vorwürfe: Banküberfall und Messerattacke

Nun steht der 19-Jährige als Beschuldigter vor dem Stuttgarter Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Ende Mai in seiner Heimatstadt versucht zu haben, eine Bank zu überfallen. Und elf Tage später soll er in der Psychiatrie in Winnenden einen Mitpatienten fast erstochen haben.

Mit einer Gefängnisstrafe muss der junge Mann dennoch nicht rechnen. Denn die Staatsanwaltschaft ist der Ansicht, dass der Beschuldigte während der Taten schuldunfähig war. Der junge Mann leide an einer paranoiden Schizophrenie. Daher solle der 19-Jährige in eine psychiatrische Klinik zwangseingewiesen werden und erst dann wieder auf freien Fuß kommen, wenn er seine Erkrankung im Griff habe und keine Gefahr mehr für seine Mitmenschen darstelle, so die Staatsanwaltschaft.

Viele Schicksalsschläge erlitten

Die Biografie des 19-Jährigen ist von Schicksalsschlägen gespickt: Kaum auf der Welt, wird er in den folgenden Jahren bei der Mutter, dem Vater und der Großmutter groß, weil sich die Eltern getrennt hatten. Bereits im Grundschulalter weist der Junge Verhaltensauffälligkeiten auf. Mit zwölf Jahren kommt er ins Heim, weil die Mutter, bei der er damals lebt, Alkoholikerin ist und zugleich mit Aggressionen auffällt.

Dennoch schafft der Junge einen ordentlichen Hauptschulabschluss. Doch als er sich auf die Mittlere Reife vorbereitet, trifft ihn der plötzliche Tod seines Vaters – er erliegt einem Herzinfarkt – wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Mit 16 bricht er die Schule ab und fängt an, mit Drogen zu dealen. Dabei wird der Beschuldigte selbst süchtig.

Starker Drogenkonsum seit einigen Jahren

Freimütig räumt der 19-Jährige vor Gericht ein, dass er fast das gesamte Spektrum an Rauschgift am eigenen Leibe kennen gelernt hat. Dazu zählten große Mengen Cannabis, Amphetamine und Extasy-Tabletten. Er habe sich die Drogen leisten können, da sich seine illegalen Geschäfte gelohnt hätten: „Ich habe gut verdient“, sagt der 19-Jährige vor Gericht aus.

Im vorigen Winter habe er jedoch erstmals massive psychische Probleme bekommen, berichtet er der Strafkammer. In seinem Zimmer habe er eine Art von „Störsender“ wahrgenommen, über den er – so seine Einbildung – immer wieder die Stimme eines Nachbarn gehört habe.

Stimme soll Messerattacke befohlen haben

Nach dem gescheiterten Banküberfall kam der 19-Jährige in die Psychiatrie. Dort habe ihm eine Stimme befohlen, seinen Zimmergenossen umzubringen. Prompt stach er dem Mann mit einem Besteckmesser in den Hals und verfehlte dabei nur knapp die Halsschlagader. „Ich dachte dabei, er wolle selbst, dass ich ihn töte.“ Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.