Die Gerüchte, dass Calw aussteigen möchte, hat der Böblinger Landrat dementiert – bevor es sein Calwer Kollege tat. Dieses und mehr gibt er im Interview mit unserer Zeitung preis.

Böblingen/Calw - Bei vielen Projekten sind die Kreise Böblingen und Calw eng verbandelt. Doch zurzeit kriselt es heftig zwischen den Partnern. Zoff gibt es nicht nur bei der anvisierten Hesse-Bahn, sondern vor allem auch beim Thema Kliniken. In der vergangenen Woche kam das Gerücht auf, Calw möchte den gemeinsamen Klinikverbund Südwest verlassen und sich mit einem privaten Krankenhausträger zusammentun. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard sah sich genötigt, dies zu dementieren. Diese Stellungnahme wiederum ärgerte seinen Calwer Kollegen Helmut Riegger. Fest steht: Calw bleibt im Verbund. Doch das Verhältnis der Nachbarn ist abgekühlt. Bernhard will das ändern.
Herr Bernhard, was sagen Sie zu dem Vorwurf Ihres Calwer Kollegen, unnötige Presseerklärungen zu internen Calwer Vorgängen abzugeben ?
Wenn Gerüchte laut werden, dass unser Klinikverbund auseinanderzufallen droht, weil die Calwer austreten wollen, dann muss man diesen Gerüchten energisch entgegentreten. Der Calwer Kollege hat damit gezögert. Deshalb habe ich es getan. Das ist meine Pflicht als Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbunds, um Schaden vom Verbund abzuwenden.
Hatten Sie ernsthafte Sorgen, der Kreis Calw könnte den Verbund verlassen?
Ja, die hatte ich. Erleichtert war ich, als mich nach der Sondersitzung in Calw am vergangenen Donnerstag andere Signale erreichten, dass wir nun eine gemeinsame Lösung haben. Wir im Kreis Böblingen stehen dafür, dass die Gesundheitsversorgung in öffentlicher Hand bleiben muss und nicht privatisiert wird. Wir sind froh, dass man das auch bei unserem Partner in Calw so sieht.
Was halten Sie von den Plänen des Nachbarn, in Calw neben dem Akutkrankenhaus gemeinsam mit einem privaten Träger eine Reha-Klinik zu bauen?
Solange das Akutkrankenhaus in öffentlicher Trägerschaft bleibt, habe ich da nichts dagegen. Im Gegenteil: dieser Gesundheitscampus stärkt den Klinikstandort. Deshalb kann ich als Aufsichtsratsvorsitzender nur froh sein über solche Pläne. Ich hätte mir nur gewünscht, früher darüber informiert zu werden.
Der Calwer Landrat Helmut Riegger sagt, Sie seien frühzeitig informiert worden.
Wenn man ein Telefonat am 30. September für früh hält, obwohl man seit Monaten verhandelt? Aber jetzt müssen wir nach vorne schauen und an einem gemeinsamen Strang ziehen. Wir haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: die Umsetzung unseres Medizinkonzepts. Und wir hoffen, dass der Landeskrankenhausausschuss unseren Antrag und unser Konzept bei seiner Sitzung im November positiv bewertet und uns grünes Licht gibt.
Nun liefern Sie sich aber mit dem Nachbarkreis Calw noch einige andere Scharmützel, momentan zum Beispiel beim Thema Herrmann- Hesse-Bahn.
Ich möchte, dass wir jetzt wieder in Ruhe miteinander sprechen. Deshalb treffen wir uns am Donnerstag in Calw zu einer gemeinsamen Sitzung: Neben Herrn Riegger und mir sind auch die Fraktionschefs beider Kreistage dabei. In diesem Gespräch wollen wir alle offenen Fragen klären und uns auf eine gemeinsame Linie sowohl beim Klinikverbund als auch bei der Hesse-Bahn einigen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt.