Im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen tritt eine bunte Mischung an Kandidaten für die Landtagswahl an. Die Palette reicht von bekannten Gesichtern über weniger geläufige Lokalprominenz bis hin zu einem Überraschungskandidaten.

Bietigheim-Bissingen - Der Wahlkreis mit der Nummer 14, der sich von Freudental bis Oberstenfeld und von Kirchheim bis Freiberg erstreckt, tanzt normalerweise nicht aus der Reihe. Zumindest bei den vergangenen drei Landtagswahlen entsprachen die Ergebnisse im Norden des Landkreises Ludwigsburg stets relativ genau dem Landestrend. Man darf gespannt sein, ob das bei der Wahl am 13. März wieder der Fall sein wird. Wenn ja, und wenn die Prognosen für das Land stimmen, dürfte dann auch hier die CDU wieder die stärkste Kraft sein – gefolgt von den Grünen, einer schwächelnden SPD, einer erstarkten AfD und einer FDP, die es nur recht knapp in den Landtag schafft.

 

Doch das ist noch reine Spekulation. Klar ist hingegen, dass sich im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen eine bunte Mischung an Kandidaten für einen Sitz im Landtag bewirbt. Ganz alte Hasen, die bereits mehrfach in das Landesparlament gewählt wurden, sucht man hier zwar vergebens. Doch es gibt einige bekannte Gesichter in dem Bewerberfeld, zudem landesweit weniger geläufige Lokalprominenz und einen Überraschungskandidaten. Überhaupt nicht vertreten sind hingegen Frauen, die ein Mandat in Stuttgart anstreben.

CDU schickt Überraschungskandidaten ins Rennen

Am überraschendsten dürfte die Kandidatur des 28-jährigen Christdemokraten Fabian Gramling gewesen sein. Der junge Besigheimer hatte sich als Nachfolger des politischen Schwergewichts Manfred Hollenbach aus Murr beworben, der nach fast elf Jahren im Landtag nicht erneut kandidiert. Allerdings musste sich Gramling bei der parteiinternen Nominierung gegen vier Mitbewerber durchsetzen, insbesondere gegen den politisch erfahrenen Vize-Landrat Utz Remlinger, der zunächst als Favorit galt. Den Wettkampf gewann Gramling zwar deutlich – doch nun steht eine neue Herausforderung ins Haus: Dem studierten Betriebswirtschaftler wird vorgeworfen, sich beruflich mit falschen Federn zu schmücken (siehe Text unten).

Während sich der wirtschaftsliberale Gramling vor allem für Themen der jüngeren Bürger sowie für generationsübergreifende Politik und moderne Infrastruktur einsetzen will, setzt der SPD-Kandidat Thomas Reusch-Frey seine Schwerpunkte in der Seniorenpolitik, im Tier- und Naturschutz sowie in der Landwirtschaft. Der 56-Jährige, der 17 Jahre lang als Pfarrer in Bietigheim-Bissingen tätig war, kann bereits Landtagserfahrung vorweisen: Er wurde im Jahr 2011 in das Parlament gewählt und hängte dafür seinen Job als Pfarrer vorerst an den Nagel.

Grüne setzen auf bekanntes Gesicht

Auch der 45 Jahre alte Daniel Renkonen aus Ludwigsburg ist kein Neuling: Ebenfalls seit 2011 sitzt er für die Grünen im Landtag, zudem ist er seit rund 20 Jahren Mitglied des Kreistags. Renkonen besetzt typisch grüne Themen wie den Ausbau von nachhaltiger Mobilität und öffentlichem Nahverkehr sowie die Umwelt- und Energiepolitik. Bei der Landtagswahl 2011 konnte der frühere Sport- und Lokaljournalist das Ergebnis seiner Partei von 11,4 auf 25 Prozent mehr als verdoppeln.

Der FDP-Kandidat Dieter Baumgärtner dürfte vor allem in seiner Heimatstadt Bietigheim-Bissingen bekannt sein. Dort betreibt der 63-Jährige seit fast 30 Jahren eine Arztpraxis und sitzt zudem seit 2009 im Gemeinderat. Er will sich vor allem für gesundheitspolitische Themen und insbesondere für die Erhaltung des Marbacher Krankenhauses einsetzen. Für die AfD hat sich Roland Mackert aufstellen lassen. Der 64-jährige Diplomkaufmann war bis 2004 Mitglied der SPD und zog 2014 mit einem Mandat der AfD in den Sachsenheimer Gemeinderat ein. Der Betriebsrat und Sachbearbeiter Walter Kubach (60) kandidiert erneut für die Linke – wie schon 2011 sowie 2009 und 2013 für den Bundestag.

Kleine und Außenseiter

Kleinparteien
– Neben CDU, SPD, Grünen, FDP, AfD und den Linken haben noch einige andere, kleinere Parteien ihre Wahlvorschlage beim Kreiswahlausschuss im Landratsamt eingereicht. So tritt der ehemalige Regierungsschuldirektor Franz Rapf (70 Jahre, Ludwigsburg) für die Partei Alfa (Allianz für Fortschritt und Aufbruch) an, die sich nach Querelen im Sommer 2015 von der AfD abspaltete. Der 40-jährige Sicherheitsdienstmitarbeiter Stefan Kohlrusch kandidiert für die Republikaner und der 28 Jahre alte Industriebuchbinder Benjamin Hennes für die NPD. Die parodistische Kleinpartei „Die Partei“ (Partei für Arbeit, Rechtsschutz, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative), die 2004 von Redakteuren der Satiremagazins „Titanic“ gegründet wurde, schickt den 24-jährigen Mediengestalter Stefan Eisele als Kandidaten ins Rennen.

Gescheiterte
– Zwei weitere Parteien hatten sich mit Wahlvorschlägen für den Wahlkreis Bietigheim-Bissingen an das Landratsamt gewandt, nämlich die Piraten und die ÖDP (Ökologisch-Demokratische Partei / Familie und Umwelt). Allerdings hatten sie nicht genügend Unterstützungsunterschriften, daher wurden die Vorschläge zurückgewiesen. Parteien, die derzeit nicht im baden-württembergischen Landtag vertreten sind, müssen dafür 150 gültige Unterschriften aus ihrem Wahlkreis vorlegen.