Sie waren nach der EM in Amsterdam, als sie mit 1,93 Metern Fünfte wurden, ziemlich enttäuscht. Was ist in der Woche danach passiert?
Ich wusste, dass ich mehr drauf hatte, es aber leider nicht zeigen konnte. Deshalb war ich auch nicht zufrieden. Danach haben mein Trainer Tamas Kiss und ich die technischen Probleme analysiert. Ich hatte bei den letzten vier Schritten meines Anlaufs eine andere Wahrnehmung als er. Das haben wir geklärt – und in nur einer Trainingseinheit abgestellt. Dann hat die Umsetzung schon in Eberstadt perfekt geklappt. Es war der ideale Zeitpunkt, um mal richtig Leistung zu zeigen.
Weil jetzt die Olympischen Spiele kommen.
Richtig. Man sieht, dass die Formkurve bei vielen Hochspringerinnen ansteigt. Jetzt gibt es die hohen Sprünge.
Und dennoch sind Sie mit zwei Metern hinter Chaunté Lowe aus den USA, die 2,01 Meter stehen hat, aktuell die Nummer zwei der Weltjahresbestenliste. Was bedeutet das für Rio?
Dass ich gute Chancen habe, ins Finale zu kommen.
Nicht mehr?
Klar kann ich vorne mitspringen, zwei Meter werden wohl bei den Olympischen Spielen für eine Medaille reichen. Aber ich muss diese Leistung erst einmal in einem wichtigen Wettkampf bestätigen. Man darf nicht erwarten, dass es bei mir jetzt immer so hoch hinaus geht.
Andererseits . . .
. . . reise ich mit viel Selbstbewusstsein nach Brasilien, und Eberstadt war natürlich auch ein neuer Motivationsschub. Allerdings ist die Atmosphäre dort auch unvergleichlich. Meine Eltern waren da, die Fans sind einem so nahe und haben mich unglaublich angefeuert, die Anlage ist super. All das werde ich in Rio nicht haben.
Dafür reichlich Druck.
Den mache ich mir ohnehin immer, damit kann ich ganz gut umgehen. Ich empfinde es nicht als unangenehm, nun bei Olympischen Spielen im Fokus zu stehen.
Wo bereiten Sie sich vor?
In Stuttgart, hier habe ich die optimalen Voraussetzungen. Wir werden so hart arbeiten wie in einem Trainingslager – und am 7. August geht es dann nach Rio.
Wie haben Sie sich eigentlich für Ihren Zwei-Meter-Sprung belohnt?
Mit einer Tüte meiner Lieblings-Chips.
Weil Sie sonst immer auf Ihr Gewicht achten müssen?
Genau. Jedes Kilo Körperfett weniger bringen einem Hochspringer 2,7 Zentimeter an Höhe. Man kann sich nach so einer Leistung schon mal einen Moment gehen lassen. Aber keinesfalls länger. Sonst folgt sogleich der Absturz.