Susanne Gaensheimer kuratiert 2016 die international renommierte Triennale Kleinplastik in Fellbach. Sie gilt als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des deutschen Ausstellungsbetriebs.

Fellbach - Fellbach bleibt beim Bewährten und vermag trotzdem zu erstaunen. Seit 1980 standen an der Spitze der Triennale Kleinplastik fast immer erprobte Museumsdirektoren. Dennoch ist die Ernennung von Susanne Gaensheimer eine besondere Überraschung, denn mit der 47-Jährigen übernimmt eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des bundesdeutschen Ausstellungsbetriebs die Leitung der Kleinskulpturen-Parade 2016. Seit 2009 führt die promovierte Kunsthistorikerin das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main.

 

International Furore machte die gebürtige Münchenerin vor allem als Kommissarin des Deutschen Pavillons bei der 54. sowie der 55. Venedig-Biennale. 2011 holte sie in der Lagune einen Goldenen Löwen für ihre Hommage an den kurz zuvor verstorbenen Christoph Schlingensief. Auch zwei Jahre später setzte die Ausstellungsmacherin Akzente, indem sie den chinesischen Regimekritiker Ai Weiwei mit dem Regisseur Romuald Karmakar und anderen zusammenbrachte. Anna Goetz, die Gaensheimer bereits in Venedig als Ko-Kuratorin unterstützte, wird auch in Fellbach die Assistenz übernehmen.

Das Ausstellungskonzept der Triennale, versprach Gaensheimer am Freitag in Fellbach, werde sie im Dialog mit dem Präsentationsort, der Alten Kelter, entwickeln und dabei auch versuchen, die Geschichte des Gebäudes mitzureflektieren. Diese sei nicht zuletzt dadurch interessant, dass sich in ihr agrarische und industrielle Aspekte kreuzen.

Kleinplastik als eigenständiges Genre ernstnehmen

Als Expertin für Gegenwartskunst profilierte sich Gaensheimer bereits mit ihrer Dissertation über den Zusammenhang von Gewalt und Sexualität im Werk des Konzeptkünstlers Bruce Nauman. 1999 wurde sie zur Direktorin des Westfälischen Kunstvereins in Münster berufen, 2002 wechselte sie als Sammlungsleiterin ans Münchener Lenbachhaus und trat dort mit Einzelpräsentationen von Künstlerstars wie Thomas Demand, Olafur Eliasson oder Isa Genzken hervor. In Frankfurt untersuchte zuletzt eine von Gaensheimer verantwortete Themenschau die Ikonografie von Himmel und Hölle in der zeitgenössischen Kunst Afrikas.

Mit welchen Positionen sie im Sommer 2016 die dann 13. Ausgabe der Kleinskulpturen-Schau bespielen wird, verriet die Kuratorin beim Pressetermin im Fellbacher Rathaus zwar noch nicht, doch konzeptuell scheint sie bereits ein klares Ziel vor Augen zu haben. Sie möchte die Kleinplastik als eigenständiges Genre ernst nehmen, womit sie sich auch von ihren unmittelbaren Vorgängern absetzt.

2013 hoben Yilmaz Dziewior und Angelika Nollert unter dem Motto „Utopia starts small“ in Fellbach den Modell- und Experimentcharakter kleinerer Formate hervor. Der Nachfolgerin ist jedoch etwas anderes wichtig: Sie sieht das Miniaturisierte nicht als Verweis auf etwas Kommendes, Größeres, sondern betont die künstlerische Autonomie und Geschlossenheit auch winziger Werke. „In Zeiten eines überbordenden Kunstmarkts und der medialen Entgrenzung klassischer Gattungen“, erläuterte sie, „liegt in der Bescheidenheit der Kleinplastik ein besonderes Potenzial, das es zu wecken gilt.“