Gebersheim und Höfingen ersticken im Dauerstau. Doch die nächsten Straßensanierungen stehen bereits an.

Leonberg - Die Verzweiflung ist fast greifbar. „Wir ersticken im Verkehr. Gebersheim und Höfingen werden missbraucht als Umgehungsstraße“, sagt der Gebersheimer, der seinen Namen aber nicht nennen möchte. Im Berufsverkehr komme er kaum aus seiner Einfahrt heraus.

 

Für den kurzen Weg in die Kernstadt oder nach Höfingen, für den früher zehn Minuten ausreichten, müsse er heute mindestens eine halbe Stunde einplanen. Bereits seit Jahren nehme der Verkehr durch die beiden Stadtteile stetig zu, tags wie auch nachts, Autos wie Lastwagen. Doch seitdem auf der Autobahn 8 zwischen Leonberg-Ost und Heimsheim der Flüsterasphalt erneuert wird, sei es nicht mehr zum Aushalten.

Unterschriften für Verkehrsberuhigung

Mehr als 100 Unterschriften hat Jürgen Hinsberger, ein weiterer Gebersheimer, gesammelt, und zwar nur in seiner Nachbarschaft. „Wir sind nicht mehr gewillt, den tagtäglichen und jahrelang immer mehr zunehmenden Verkehr weiterhin auf uns zu nehmen“, erklärt er. In anderen Kommunen würde man solche Probleme doch auch in den Griff bekommen. „Eine festinstallierte Blitzanlage, eine Umfahrung, Bremsschwellen oder Straßenverengungen wie in anderen Gemeinden könnten uns auch helfen“, meint Hinsberger.

In Ditzingen, Rutesheim und Flacht sind die Auswirkungen der Baustelle ebenfalls deutlich zu spüren. Doch nirgendwo leben die Menschen so nah an der Blechkolonne wie eben in den beiden Leonberger Teilorten. Bis Ende September soll die Asphaltsanierung abgeschlossen sein. So lange müssen die Anwohner durchhalten.

„Wir setzen aber auf eine Entspannung in den Sommerferien“, sagt Katja Lumpp, die Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart, das die Baustelle verantwortet. Zunächst könnte es aber vor allem an den Wochenenden nochmals schlimmer werden. Denn jetzt starten Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland in die Sommerferien.

Autofahrer folgen lieber dem Navi

Man habe bereits an der Baustellen-Ausschilderung nachgebessert, ergänzt Lumpp. Dies werde auch fortlaufend überprüft und optimiert. Große Probleme bereite den Verantwortlichen allerdings, dass sich viele Fahrer nicht an die Beschilderung der veränderten Verkehrsführung halten, sondern nur den Anweisungen ihrer Navigationsgeräte folgen.

Das hat zur Folge, dass sich Staus auf der A 8 bilden, weil nur die linke der vier Spuren genutzt wird beziehungsweise sich durch riskante Fahrmanöver Unfälle ereignen. Zum anderen empfehlen die Navis häufig Ausweichrouten durch Leonberg und Umgebung, wie etwa über die B 295 oder auch die B 464 bei Renningen.

Keine abschreckenden Schilder

Auch die Leonberger CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz hat sich jetzt in die Sache eingeschaltet und den Stuttgarter Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer gebeten, sich für eine Verbesserung der Verkehrssituation einzusetzen.

Zusätzliche Hinweisschilder, dass die Durchfahrt im Leonberger Zentrum aufgrund einer Baustelle erschwert ist, sehe das Regierungspräsidium auf Nachfrage allerdings nicht als zielführend an, teilte Kurtz mit. Anwohner hätten dies vorgeschlagen, um Lkw- und Autofahrer davon abzubringen, die Autobahn zu verlassen.

Derzeit liegt die Baustelle sehr gut im Zeitplan. Doch die Gebersheimer und Höfinger sind wirklich nicht zu beneiden. Ist der Flüsterasphalt auf der A 8 erst einmal ausgetauscht und der Verkehr rollt von Oktober an wieder normal, gibt es für sie nur eine kurze Verschnaufpause.

2017 wird die Straße nach Leonberg erneuert

Denn 2017 stehen schon die nächsten Sanierungsvorhaben an. Egal ob nun Schlossberg oder der Aufstieg vom Höfinger Täle in die Kernstadt – auf der Straße zwischen Höfingen und dem Leonberger Haldengebiet wird nächstes Jahr in jedem Fall ein Teilstück grundlegend erneuert. Die Umleitung führt dann über Ditzingen und über Gebersheim.

An das Projekt Schlossberg gekoppelt ist außerdem eine Sanierung der Pforzheimer Straße. Sobald also die Straße in die Innenstadt wieder frei ist, zieht die Baustelle dorthin um, und die Durchfahrt Richtung Gebersheim ist zu. Eine Umleitung durch die Wohngebiete will die Stadt vermeiden.

Weitere Mammut-Projekte folgen

Theoretisch blieben den Gebersheimer dann noch zwei Routen aus dem Teilort. Doch nur die nach Rutesheim wird möglich sein. Denn: 2017 soll auch die Kreisstraße zwischen Krankenhaus und Rutesheim ausgebaut werden. An der Kreuzung nach Gebersheim und in die Gartenstadt soll außerdem ein Kreisverkehr entstehen. „Das Projekt ist für 2017 fest eingeplant“, sagt Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamtes, welches für das Vorhaben zuständig ist. Denn: Die Straße wird als Ausweichstrecke für 2018 gebraucht. Dann nämlich steht das nächste Monster-Projekt an: die langwierige Sanierung des Engelbergtunnels, bei der mit erheblichen Behinderungen zu rechnen ist.