Renaturiert ist der Bach schon. Mit dem Geld aus einer Erbschaft soll das Gewässer für die Höfinger auch zugänglich werden – mit Aussichtsplattformen, Wasserspielplätzen, Lehrpfaden und vielen Verweilmöglichkeiten direkt am kühlen Nass.

Leonberg - Es ist eine idyllische Vorstellung. Kinder spielen im flachen Wasser der Glems, während der Bach munter an ihnen vorbei plätschert. Es gibt Wasserspielgeräte, Bänke für die Eltern und Großeltern, eine Holzplattform, um die Beine im Wasser baumeln zu lassen. Diese Vorstellung könnte bald Realität werden – zumindest im Höfinger Glemstal.

 

Möglich macht es eine Erbschaft, die der größte Leonberger Teilort 2008 gemacht hat. Das Ehepaar Marianne und Erwin Beck machte in ihrem Testament Höfingen zum Alleinerben von 640 000 Euro. Nach der Verwaltungsreform änderte das Paar dies zu Leonberg. Das Geld dürfe aber nur für den Teilort verwendet werden. Rein rechtlich können damit aber nur Projekte finanziert werden, die nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kommune gehören. Wie das Geld ausgegeben werden soll, das soll laut Testament der Ortschaftsrat bestimmen, der sich seit einigen Jahren mit dem Thema befasst. „Es gab eine Arbeitsgemeinschaft aus Ortschaftsverwaltung und Ortschaftsrat, in der wir Ideen für über 20 Projekte gesammelt haben“, berichtet Bärbel Sauer, die Ortsvorsteherin. Schließlich habe man die Liste auf acht Projekte eingedampft und von der Leonberger Stadtverwaltung prüfen lassen.

Spaß an der Seilbahn

Drei Projekte sollen in der nächsten Zeit umgesetzt werden beziehungsweise wurden bereits angegangen. So wurde für den Spielplatz in der Albert-Schweitzer-Straße eine Seilbahn als zusätzliches Spielgerät angeschafft. „Sie steht schon. Das Fundament muss noch aushärten und der Tüv grünes Licht geben“, erklärt Bärbel Sauer. Außerdem wurden Balanceklötze angeschafft. Rund 12 000 Euro wurden hier ausgegeben.

Das zweite Vorhaben betrifft den Höfinger Rathausplatz, der für 280 000 Euro verschönert werden soll. „Hierzu haben wir ein Planungsbüro beauftragt. Unser Ziel ist es, noch dieses Jahr anzufangen“, meint die Ortsvorsteherin.

Das größte Vorhaben aber bleibt die Glems. 250 000 Euro hat der Teilort aus dem Nachlass dafür eingeplant. Dazu kommen 25 000 Euro für Wege und Bänke. Weitere 60 000 Euro hat der Verband Region Stuttgart zugesagt. Dieser fördert das Projekt im Höfinger Täle als eines von 14 Landschaftsparkvorhaben in der Region.

Ideen gibt es zuhauf

In der Arbeitsgemeinschaft sind bereits einige Ideen gesammelt worden, wie das Glemstal zum Naturerlebnisraum werden kann. Die Devise lautet dabei vor allen: Ran ans Wasser! So gibt es im Bereich der Felsensägmühle eine kleine Insel im Bach. „Die Idee ist, die Insel über eine kleine Brücke als Freizeitraum zu erschließen“, sagt Bärbel Sauer. An der Tilgshäuslesmühle sollen die dortigen Trampelpfade zu richtigen Wegen ausgebaut werden. Dort gibt es bereits eine Wiese, die von den Höfingern bei schönem Wetter genutzt wird. An den Hauernlöchern könnte ein so genanntes Landschaftsfenster entstehen, also eine Info-Tafel mit rechteckiger Öffnung, durch die man auf die Felsformation blickt. Die Hauerlöcher sollen dafür auch von Sträuchern befreit werden. „Hier haben früher Wanderfalken gebrütet, die aber wegen des Bewuchses nicht mehr landen können“, erklärt die Ortsvorsteherin. In der Nähe des Sportgeländes des TSV Höfingen könnte eine Aussichtsplattform über der Glems entstehen. „In diesem Bereich nimmt man die Glems ja gar nicht wahr“, sagt Sauer.

In Höhe der Fischtreppe an der Fleischmühle könnten sich die Verantwortlichen eine naturpädagogische Einrichtung vorstellen. Etwa eine Versuchsstation für Schulen und Kindergärten, wo die Kleinen mit Wasser experimentieren und die Natur erkunden. Generell sollen auch Lehrpfade und andere naturwissenschaftliche und pädagogische Ansätze einbezogen werden.

Darüber machen sich jetzt die Landschaftsarchitekten des Büros Geitz und Partner aus Stuttgart Gedanken, die bereits einige Renaturierungsprojekte an der Glems betreut haben.