Bei den beiden Altjahrabendfeiern verkündet der Oberbürgermeister, nicht erneut zu kandidieren.

Leonberg - Ein Raunen geht durch die Menge. „Nach reiflicher Prüfung und Überlegung bin ich zu dem Ergebnis gekommen, nicht mehr zu kandidieren und dies heute bekannt zu geben.“ Mit diesen Worten verkündet Bernhard Schuler bei den Altjahrabendfeiern auf dem Leonberger Marktplatz und dem Eltinger Kirchplatz, bei der Wahl des Oberbürgermeisters im September auf eine erneute Kandidatur zu verzichten.

 

Es ist ein Paukenschlag zum Jahresende. Viele Bürger hoffen auf einen Neuanfang, auf frischen Wind. Andere dagegen empfinden die Nachricht als Dämpfer zum Jahresausklang. Es ist auf jeden Fall Gesprächsthema Nummer eins, nachdem die letzten Töne von Bläserkreis und Stadtkappelle (Marktplatz) beziehungsweise Posaunenchor und Lyra Eltingen (Kirchplatz) zu „Nun danket alle Gott“, verklungen sind.

Neun Monate bleiben bis zur Wahl

Gut neun Monate bleiben nun den Fraktionen und Gruppierungen im Rat, um einen geeigneten Kandidaten zu finden bis zur Wahl, die vermutlich parallel zur Bundestagswahl stattfindet. „Menschen, die durch ihr bisheriges Schaffen gezeigt haben, dass sie mit Umsicht und Tatkraft Begonnenes vollenden und Neues gestalten können“, geht Schuler in seiner Rede auf diese Kandidaten ein. „Menschen, die in Krisensituationen nicht die Beherrschung verlieren. Menschen, bei denen das Wohl der Stadt von Anfang an an erster Stelle steht, die wissen, wie unser Land und unsere Stadt ticken und denen nichts zu viel ist.“

Fast geht bei dieser Sensationsnachricht der Rückblick auf das vergangene Jahr und die Vorausschau auf das kommende unter. So geht der OB gleich zu Beginn seiner Ansprache auf den aktuellen Terror ein. „Hielten uns im letzten Jahr die Terroranschläge in Paris am Ende des Jahres in Atem, so schlugen in diesem Jahr mit erschreckender Brutalität irregeleitete Fanatiker nicht mehr nur bei unseren Nachbarn, sondern auch bei uns zu – zuletzt auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin. Diese Ereignisse und Vorkommnisse erfüllen viele zu Recht mit Sorgen“, sagt Schuler. Gleichwohl sei es der großen Politik nicht gelungen, den Rechtsstaat und die freiheitliche Demokratie bei allen fest zu verankern. Doch es nütze nichts, zu erschrecken. Leonberg habe bereits früh Anstrengungen unternommen, den Menschen unabhängig von ihrer nationalen Herkunft in Leonberg ein Heimatgefühl zu vermitteln. „Auch dank bürgerschaftlicher Unterstützung ist uns die Integration im Wesentlichen geglückt“, meint Bernhard Schuler.

Die Einwohnerzahl steigt

Leonberg stehe insgesamt gut da – aus Sicht anderer Städte „beneidenswert gut“. Von maroden Schulen sei man meilenweit entfernt, die sozialen Probleme überschaubar. Darüber hinaus habe die Stadt eine Vielzahl an Jubiläen feiern können, so etwa das 50-jährige Bestehen von Jugendmusikschule, Karl-Georg-Haldenwang-Schule, Lebenshilfe und Technischem Hilfswerk in Leonberg. Das höchste Jubiläum indes feierte der Musikverein Höfingen, der auf 90 Jahre zurückblickt.

Wie immer geht am Ende der Rede der Blick nach vorn. Die Einwohnerzahl Leonbergs ist über die Erwartungen hinaus auf 47 700 gestiegen, die Finanzkraft und Steuereinnahmen steigen. Mit dem Umzug der Verwaltung in den Rathaus-Neubau beginnt zudem ein neues Kapitel der Stadtgeschichte. So wird etwa im Frühjahr weiter an der Stadtachse und dem Brückenschlag zwischen Römergalerie und Grabenstraße geplant. „Mit Dankbarkeit und Freude können wir erkennen – hier vor Ort geht es uns gut, besser als erwartet“, beendet Schuler seine letzte Ansprache anlässlich einer Altjahrabendfeier. Am nächsten Silvestertag wird dann erstmals sein Nachfolger an der Reihe sein.