Die christliche Hoffnungsträger-Stiftung kauft vom Philadelphia-Verein drei Häuser, um ein integratives Wohnprojekt mit Flüchtlingen und Ortsansässigen zu realisieren – Deutschkurse und Berufsqualifizierung inklusive.

Leonberg - Die Heinrich-Längerer-Straße im Halden-Gebiet: ein ganz normales Wohnviertel am Stadtrand. Doch genau hier entsteht in den nächsten Monaten ein integratives Wohnprojekt, das es in dieser Art in ganz Deutschland nicht gibt. Das sagt zumindest Marcus Witzke, der Vorstand der Hoffnungsträger-Stiftung. Die vor zwei Jahren in Leonberg gegründete Stiftung engagiert sich bisher in der Präventionsarbeit, im Täter-Opfer-Ausgleich und für die Kinder von Straffälligen.

 

Und jetzt steigen die Leonberger in die Flüchtlingsarbeit ein. Das aber nicht im klassischen Sinne. Die Stiftung möchte Asylbewerber und Ortsansässige buchstäblich unter einem Dach zusammenbringen. Dafür hat sie vom Philadelphia-Verein (siehe Artikel unten) drei Häuser in der Heinrich-Längerer-Straße gekauft. Hier will die Stiftung ihren eigenen Hauptsitz hin verlegen, der derzeit in einem Bürokomplex in der Mollenbachstraße untergebracht ist.

Was wichtiger ist: In einem der Häuser wird Wohnraum für 30 Menschen geschaffen. „Auf jeweils 80 Quadratmetern können Familien einziehen oder Studenten, die eine WG gründen möchten“, sagt Vorstand Witzke. Die andere Hälfte der Wohnungen ist für Flüchtlinge reserviert. Die aber sollen besondere Merkmale haben.

„Sie müssen an solch einem Ort leben wollen“, erklärt der Projektleiter Rudi Yacoub. Beide Seiten, die Ansässigen und die Flüchtlinge, müssten bereit sein, sich auf die jeweils anderen einzulassen. „Damit möchten wir ein tieferes Bewusstsein für die Lebensrealität von Flüchtlingen schaffen“, sagt Marcus Witzke.

Durch die alltäglichen Kontakte mit ihren Mitbewohnern und Nachbarn hätten es die Neuankömmlinge wiederum viel leichter, sich in Leonberg einzuleben und deutsche Sitten kennenzulernen. Damit das Zusammenleben der Kulturen reibungslos funktioniert, stellt die Stiftung einen hauptamtlichen Pädagogen ein.

Ein wichtiger Baustein ist die Weiterbildung. Sprachkurse und Qualifizierungsprojekte sollen den Flüchtlingen die Basis für eine gute Existenz in Deutschland liefern. Die Hoffnungsträger-Stiftung arbeitet dafür eng mit der Stadt zusammen. So ist geplant, die Deutschkurse über die Volkshochschule laufen zu lassen. Auch mit anderen Partnern für ihre Bildungsprojekte ist die Stiftung im Gespräch.

Die Fachleute aus dem städtischen Sozialamt haben derweil schon Ausschau gehalten, welche Flüchtlinge für dieses anspruchsvolle Vorhaben besonders gut geeignet sind. Der Erfolg hängt von Freiwilligkeit und persönlichem Engagement ab.

Zwei der drei gekauften Häuser wird die Stiftung im zweiten Halbjahr umbauen lassen. Das dritte Gebäude wird noch bis Mitte 2017 vom Philadelphia-Verein genutzt.

Der Start des integrativen Wohnprojektes ist für Anfang kommenden Jahres mit einer Laufzeit von 30 Jahren geplant. „Niemand weiß, wie sich die Flüchtlingssituation entwickelt“, sagt Marcus Witzke. „Deshalb werden die Räume so konzipiert, dass sie womöglich später auch anderweitig genutzt werden können.“

Die Gesamtinvestition liegt nach Angaben des Stiftungsvorstandes im mehrstelligen Millionenbereich.