Freiluftkultur: Vor zehn Jahren wurde der Stadt Leonberg das Höfinger Freibad zu teuer und es sollte geschlossen werden. Daraufhin haben die Bürger nicht nur heftig protestiert, sondern auch einen Verein gegründet, der seither das Bädle erfolgreich betreibt.

Leonberg - Es ist ein Geheimtipp und leider auch nur für Insider zugänglich. Doch wer nicht in Leonberg, Ditzingen oder Gerlingen wohnt, aber hier gute Freunde hat, der kann es unter Umständen als Gast nutzen – das Höfinger Freibad, das im Stadtteil liebevoll das Bädle genannt wird. Sein nunmehr zehn Jahren wird es von einem der mitgliedsstärksten Vereine in Leonberg betrieben. Der Bädle-Verein hat nämlich mehr als 3000 Angehörige.

 

Die Freizeitanlage am Wäschbach liegt im Täle, hoch überragt von den steilen Felshängen, auf denen das Höfinger Schloss thront. Nicht weit fließt die Glems vorbei.

Das war in den 20er Jahren mit ein Grund für die örtlichen Naturfreunde, in dem Tal ein Schwimmbad zu bauen. Eine kleine Gruppe Idealisten errichtete 1928 auf einem mehr als 8000 Quadratmeter großen Gelände das Schwimmbad in Eigenarbeit. Das erfreute sich viele Jahrzehnte besonders bei der Höfinger Jugend großer Beliebtheit.

Als die selbstständige Gemeinde Höfingen im Jahre 1975 nach Leonberg eingemeindet wurde, war auch die Zukunft des Freibades ein Bestandteil des Eingemeindungsvertrags. Die Stadt sollte das Bad gründlich überholen, denn die hygienischen Verhältnisse entsprachen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Doch eine Sanierung kam damals nicht in Frage. Auf dem großzügigen Gelände hätte die Stadt 1981 lieber ein neues Bad errichtet.

Fast zwei Jahrzehnte lief alles gut. Doch als die Leonberger Bausparkasse als potenter Gewebesteuerzahler wegbrach und die Stadtkasse immer klammer wurde, begann in der Stadtverwaltung und im Gemeinderat ein großes Nachdenken über Einsparmöglichkeiten. Mit rund 135 000 Euro jährlichem Zuschuss dünkte den Räten auch das Höfinger Freibad als zu kostspielig. Und so stand in den Haushaltsdiskussionen für das Jahr 2002 die Alternative im Raum, es endgültig zu schließen.

Daraufhin hat im größten Leonberger Teilort nicht nur ein großer Proteststurm, der in einem nächtlichen Fackelzug gipfelte und der von einer großen Unterschriftenaktion begleitet war, sondern auch ein beispielloses bürgerschaftliches Engagement eingesetzt.

Es war die Geburtsstunde des Höfinger Bädle-Vereins. Der ist mit dem Ziel angetreten, das Freibad zu erhalten und zu betreiben, das öffentliche Gesundheitswesen sowie den Schwimmsport zu fördern.

Dass drei Partner am Geschick des Höfinger Bädle beteiligt sind, liegt daran, dass die Stadt Leonberg das Freibad 1979 von den Naturfreunden Höfingen gepachtet hat. Vor diesem Hintergrund hat die Stadt im Jahr 2004 das Höfinger Freibad an den neuen Verein unterverpachtet. Im Jahr 2008 ist dieser Vertrag abgelaufen. Da zu diesem Zeitpunkt aber noch kein Vertrag zwischen dem Badbesitzer Naturfreunde und dem Betreiber Bädle-Verein bestand, hatte der Leonberger Gemeinderat seinerzeit beschlossen, bis 2011 dem Verein jährlich einen Zuschuss in Höhe von 30 000 Euro zu gewähren.

Inzwischen besteht zwischen den Naturfreunden Höfingen und dem Bädle-Verein ein direkter Pachtvertrag. Damit wurde der Bädle-Verein allen anderen gemeinnützigen Vereinen der Stadt gleichgestellt und kommt so in den Genuss der für alle gültigen städtischen Förderrichtlinien für Betriebskosten und Instandsetzung. Mit dieser neuen Art der Förderung orientieren sich die Summen nun an den reellen Ausgaben.

Im Gegenzug betreibt der Verein für seine rund 3000 Mitglieder das Freibad. Geöffnet hat das Bad von ungefähr Mitte Mai bis Mitte September. Im Winterhalbjahr wird die Anlage gewartet.

Doch die Zeit ist am Freibad im Glemstal nicht spurlos vorbeigegangen. „Nach jedem Winter bröselt der Beton im Becken, und die Pumpen sollten auch ersetzt werden“, hat der Vorsitzende Werner Steiner jüngst bei der zehnjährigen Geburtstagsfeier des Bädle-Vereins keinen Zweifel daran gelassen, dass trotz der guten Pflege etwas geschehen muss. Vor allem das Schwimmbecken hat eine Sanierung nötig.

Dabei schwebt dem Verein eine Lösung vor, wie sie bereits im Renninger Freibad angewandt wurde – eine Wanne aus Edelstahl. Doch auch für einen Verein mit mehr als 3000 Mitgliedern, der sich zu fast 90 Prozent aus ihren Beiträgen finanziert, sind rund 400 000 Euro für eine derartige Investition ein Haufen Geld.

In den vergangenen Jahren wurden deshalb vorsorglich Rücklagen gebildet. Der Vereinsvorsitzende ist der Meinung, dass das Projekt konkret angegangen werden könnte. Wenn alles klappt, können die Badefreunde aus Höfingen und Umgebung vielleicht schon im Sommer 2015 in einer riesigen Wanne aus Edelstahl planschen.

Ohne zahlreiche Aktive könnte die weitläufige Anlage nicht in Schuss gehalten werden. Manche kümmern sich um Pflanzen und Blumen im Eingangsbereich und rund um die Becken. Andere halten das Gras auf der 62 Ar großen Wiese kurz. Die meiste Arbeit wird vor Saisonbeginn erledigt: Das Becken wird neu gestrichen, die Technik auf Vordermann gebracht, die Grünanlagen vorbereitet. So schaffen es die Vereinsmitglieder mit ihren Jahresbeiträgen von insgesamt rund 100 000 Euro und viel ehrenamtlichem Einsatz, ihr geliebtes Bädle am Laufen zu halten.