320 historische Traktoren versammeln sich beim Treffen der Bulldog- und Schlepperfreunde Württemberg und der Brummi-Freunde Leonberg. Rund 5000 Interessierte kommen.

Ein echter „Hart Parr“-Traktor aus dem Jahr 1916 war die Attraktion am Wochenende beim gemeinsamen Treffen der Bulldog- und Schlepperfreunde Württemberg und der Brummi-Freunde Leonberg in Rutesheim. „Wir haben nur noch zehn Mitglieder und konnten unsere traditionelle Sichelhengetse nicht mehr alleine stemmen“, sagte Helmut Heller, der Vorstand der örtlichen Brummi-Freunde. Deshalb suchte er sich in diesem Jahr einen Partner und fand ihn in den Bulldog- und Schlepperfreunden Württemberg, die mit 2800 Mitgliedern der deutschlandweit größte Verein für historische Landtechnik sind.

 

Der „Hart Parr“-Traktor ist ein Kind von Charles Walter Hart und Charles Parr. Die Beiden haben sich die während ihres Ingenieur-Studiums in Madison im Nord-Osten der USA getroffen und als Abschlussarbeit einen Verbrennungsmotor konstruiert. 1901 gründeten sie ihr Unternehmen und von 1903 an bauten sie Zugmaschinen für die Landwirtschaft. Sie waren schließlich die Ersten, die solche Maschinen serienmäßig hergestellt haben.

Der Verkaufsleiter der beiden Ingenieure kam dann auf die Idee, einen griffigeren Begriff zu erfinden, mit dem sich die Geräte besser verkaufen ließen. Aus den Wörtern „traction“ und „motor“ konstruierte er das Wort „Tractor“. „Wer den zum ersten Mal sieht, bekommt ganz große Augen“, sagte Jürgen Hummel, der Vorsitzende der Bulldog- und Schlepperfreunde mit Blick auf den Hart Parr. „Es gibt weltweit nur vier oder fünf Exemplare dieses Ungetüms. Dieses ist das einzige in Deutschland“, erzählt Etienne Gentil, der sich beruflich und privat sehr viel mit Landwirtschaftstechnik beschäftigt hat. „Die Menschen damals hatten nicht die Mittel, die wir heute haben. Alles war sehr mühsam. Und trotzdem kamen Dinge heraus, die heute noch funktionieren“, schwärmt Gentil, der von der historischen Landtechnik fasziniert ist.

Aber auch die Namen der anderen 320 Traktoren, die in Rutesheim zu sehen waren, klangen wie Musik für die Technikbegeisterten. Hanamag, Gewi, Fendt, Lanz, ... „Das ist das typische Lanz-Geräusch“, sagte Dieter Horn, der vor einem solchen Bulldog steht. „Schon als kleiner Bub bin ich immer vor einem Lanz-Schausteller stehen geblieben, was mich gehindert hat, in den Kindergarten zu gehen.“ Mit seinen Söhnen ist er dann später zu Landtechnik-Ausstellungen gefahren und kam so zu den Bulldog- und Schlepperfreunden Württemberg. Heute ist Horn dort Schriftführer und immer noch begeistert vom Erfindungsreichtum der früheren Generationen „Die Firma Gewi aus Hamburg hat zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Armee ausgemusterte Jeeps zu Kleintraktoren umgebaut“, berichtet er nun. Wie bei einer Sternfahrt kamen Traktorenliebhaber mit ihren Schätzen nach Rutesheim und stellten diese aus. Zwischen all den guten Stücken wurden Erinnerungen wach. Bei „Dieselgesprächen“ wurden Fachgespräche geführt und Erfahrungen ausgetauscht. Großeltern zeigten ihren Enkel, womit sie früher gearbeitet hatten.

Auch andere alte Handwerkskünste aus der Landwirtschaft konnten Interessierte am Wochenende in Rutesheim erleben. Ein Wagner, ein Küfer und ein Steinmetz waren da und Most wurde gepresst. Hans Kienle führte seine alte Strohbandmaschine vor. „Diese Schnüre haben die Bauern gebraucht, um das geerntete Getreide zusammenzubinden“, erklärte Kienle, während er Strohhalme in die Maschine schiebt, bis hinten aus der Maschine feste Schnüre herauskommen. „Man muss schon einen kleinen Vogel haben, wenn man sich jedes Wochenende mit diesem Hobby um die Ohren schlägt“, sagt er, und schmunzelt dabei ein wenig.