Die Bürgerstiftung Warmbronn gründet ein Unternehmen, um die Postagentur im Teilort zu retten.

Leonberg - Fünf Minuten vor 9 Uhr stehen schon die ersten Schlange. Immerhin hat die Post in Warmbronn einen ganzen Tag nicht geöffnet gehabt. Danach geht es Schlag auf Schlag. Briefe und Pakete wandern über den Tresen, die Kunden geben sich buchstäblich die Klinke in die Hand. Und doch ist dieser Morgen etwas Besonderes. Denn seit Dienstag wird die Postagentur im Teilort von der Bürgerstiftung Warmbronn betrieben.

 

„Die bisherige Betreiberin hat ihren Vertrag mit der Post für diese Agentur gekündigt“, berichtet Thomas Hoene, Ortschaftsrat der Warmbronner Liste und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung. Daraufhin habe man sich von Seiten des Ortschaftsrates erkundigt, ob nicht ein anderer Einzelhändler im Ort das Postgeschäft mit übernehmen könnte – jedoch ohne Erfolg. „Die Post hat dann Kontakt mit uns aufgenommen und gefragt, ob die Bürgerstiftung die Agentur nicht übernehmen könnte“, erzählt Hoene weiter. Zuerst habe man das nicht für realistisch gehalten, sich dann aber die wirtschaftlichen Zahlen geben lassen. „Für einen Selbstständigen ist das finanziell nicht machbar. Wir haben dann geguckt, ob wir es wenigstens kostendeckend hinbekommen“, sagt er.

Auch wenn es sehr schwierig und mit vielen Hindernissen verbunden war – es hat geklappt. Die kleine Agentur im Bürgerhaus ist weiter von Montag bis Samstag von 9 bis 12 Uhr geöffnet. „Es besteht auch im digitalen Zeitalter noch großer Bedarf für eine Post“, sagt Thomas Hoene, der nun auch geschäftsführender Gesellschafter der Postagentur ist. Geld nimmt er dafür aber keines. Seine Mitstreiter sind Gabriele Kallenberger aus dem Stiftungsvorstand und der künftige Vorsitzende Bernhard Bauer. Hinter der Theke stehen drei Angestellte, die auf Minijob-Basis beschäftigt sind. „Anders ist das wirtschaftlich nicht machbar“, sagt Hoene. Einer der Mitarbeiter ist im Teilort aber ein guter Bekannter: Werner Hering war bereits für die Warmbronner Briefe und Pakete verantwortlich, als es dort noch eine richtige Post in der Büsnauer Straße gab. Jetzt ist er im Ruhestand, freue sich aber über die neue Aufgabe, für die er derzeit einen Lehrgang besucht.

Die Bürger sind froh, dass es die Post weiterhin gibt

Denn die Vorgaben der Deutschen Post sind sehr genau, Recht und Gesetz zu beachten und viele einzelne Vorgänge zu kennen. „Die Deutsche Post ist uns bei allem sehr entgegengekommen“, lobt Thomas Hoene. Anders sehe das bei den staatlichen Institutionen aus. So habe die Stiftungsaufsicht beim Regierungspräsidium Stuttgart Zweifel, ob eine Postagentur mit dem Stiftungszweck vereinbar ist. Das Finanzamt verwehrte der daraufhin gegründeten Gesellschaft das Siegel gemeinnützig. „Man sagte uns, der Betrieb sei auf Gewinn orientiert, auch wenn wir Überschüsse, sollte es sie überhaupt geben, in die Stiftung fließen lassen würden“, berichtet Hoene. Damit gibt es keine der Vergünstigungen für gemeinnützige GmbHs wie etwa eine Befreiung von der Körperschaftssteuer.

Die Warmbronner wissen die Anstrengungen der Bürgerstiftung, der auch das Bürgerhaus gehört, sehr zu schätzen. „Ich bin froh, dass es hier weitergeht“, sagt Monika Hartmann. Als Firmeninhaberin ist sie fast täglich bei der Post. „Ich habe Pakete und Briefe zu verschicken und unser Postfach ist auch hier“, erklärt sie. Gäbe es die Warmbronner Postagentur nicht mehr, müsste sie nach Leonberg fahren. „Das würde mich täglich eine Stunde kosten.“ Auch gerade für ältere Leute im Ort sei dieser weite Weg kaum denkbar. „Umso wichtiger ist es, dass sich Bürger finden, die in einem solchen Fall die Initiative ergreifen“, lobt Monika Hartmann.