Erinnert sich noch jemand an Portnoys Mutter? Korrekt, das war die Überglucke bei Philip Roth, die ihren minderjährigen Sohn mit einem Küchenmesser bedrohte, wenn der nicht essen wollte. („Portnoys Beschwerden“, rororo, 288 Seiten, 9,99 Euro). Von gleichem Kaliber ist Mordechaj Wolkenbruchs Mutter, nur dass der tragikomische Held des Schweizer Autors Thomas Meyer – da bereits in heiratsfähigem Alter – nicht zwangsernährt, sondern verkuppelt werden soll. Mit einer Jüdin natürlich. Mottele hat es jedoch auf die attraktive Schickse Laura aus seinem Seminar abgesehen. Funkelnden Witz versprüht in dieser erotischen Emanzipationsstory vor allem das Jiddisch des Ich-Erzählers: Eine E-Mail nennt er „blizbrief“, und Pornobildchen im Internet sucht er unter dem Stichwort „naket froj“ („Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“, Diogenes, 288 Seiten, 10,90 Euro).

 

Amber Sayah Foto: Achim Zweygarth
Von Vater-Tochter-Beziehungen erzählt dagegen Lily Brett. In „Chuzpe“ eröffnet Edek, der achtzigjährige Papa der verklemmten Ruth, mit seiner Freundin Zofia in New York ein Restaurant für polnische Klopse. Im amerikanischen Original heißt der Laden „You gotta have balls“ und wird Ruths pessimistischen Prognosen zum Trotz ein Riesenerfolg („Chuzpe“, Suhrkamp, 333 Seiten, 19,80 Euro).

Amber Sayah ist Redakteurin im Kulturressort. Bücher liest sie nicht nur, aber mit Vorliebe im Urlaub. Man schafft mehr!