Alt-Bürgermeister Gerhard Lang hat aus seinen Büchern gelesen. Nebenbei hat er auf unterhaltsame Art und Weise aus dem Nähkästchen geplaudert.

Möhringen - Was ich ihnen dazu noch sagen muss“, sagt Gerhard Lang, hebt den Blick vom Buch vor ihm und beginnt eine Geschichte zu erzählen. Eigentlich ist der Alt-Bürgermeister zu einer Lesung aus seinem Buch „Die Streiche eines Musikus – Von der Rottenburger Klostermusik zu den Stuttgarter Stadtmusikanten“ in die Awo-Begegnungsstätte Salzäcker gekommen. Aber irgendwie wird der anderthalbstündige Literaturnachmittag eher eine Erzähl- als eine Lesestunde. Das Publikum ist nicht böse darüber. Schließlich versteht es Lang, auf sehr unterhaltsame Weise, sein autobiografisches Buch mit Anekdoten aus seinem Leben anzureichern.

 

Da sind zum Beispiel die ewigen Kämpfe, die Lang – begeisterter Geiger – in seiner Zeit als Erster Bürgermeister Stuttgarts mit dem vollkommen unmusikalischen Oberbürgermeister Rommel ausfocht. Rommel, der seinen Verdienst um die Musik darin sieht, dass er sie nicht ausübt, war seinerzeit dagegen, die Stuttgarter Philharmoniker zu einem A-Orchester aufzuwerten. „Die Aufwertung war mit einem Personalausbau verbunden“, erklärt Lang. „Was wollen sie denn?“, habe Rommel irgendwann genervt gefragt. „Da auf der Bühne ist doch gar kein Platz mehr für mehr Musiker.“ Lang schmunzelt beim Erzählen auch heute noch. Der Beziehung zu Rommel hat das keinen Abbruch getan – der Alt-OB schrieb ohne langes Bitten das Vorwort zu seinem Buch. Humorig sei es, sagt Lang, aber mit gesellschaftspolitischem Anspruch. „Ich habe meine Geschichte aufgeschrieben, aber die hat einen gesellschaftlichen Hintergrund.“

Da ist etwa die Jugend des Geigenschülers Gerhard Lang, der als Sohn eines Gefängnisdirektors im Rottenburg der 30er aufwuchs. Seinen ersten Auftritt hatte er vor der lokalen braunen Prominenz. Gerade Grundschüler geworden, brachte er mit einer zur Pauke umfunktionierten Pappschachtel an einem Festtag die marschierende SA-Kapelle aus dem Takt – deren Rhythmus hatte ihm gar nicht gefallen.

Ein Einblick in die 50er-Jahre mit ihren rigiden Erziehungsmethoden: Unter der Fuchtel eines Musiklehrers in Balingen wurde Langs Geigenunterricht eher „zu einer paramilitärischen Gymnastik- als einer seelenbewegten Musikstunde “.