Ein winziges Vögelchen aus zwei Weidenkätzchen hat Sigrid Milla unter Anleitung ihrer Großmutter gebastelt. Heute ist es unbezahlbar, weil es voller Erinnerungen steckt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Lange war es in einer Schublade verschollen. Jetzt hat es einen Ehrenplatz: Das Küken aus zwei Weidenkätzchen mit einem feinen, spitzen Schnabel aus rotem Papier und Füßchen aus rotem Filz thront jetzt unter einer Glashaube im Wohnzimmer von Sigrid Milla: „Es ist unbezahlbar“, sagt sie. Das winzige Etwas, das nicht größer ist als ein Daumennagel, steckt voller Erinnerungen an die Oma. „Sie hat die Küken jedes Jahr für die Osternester gebastelt. Da stand manchmal eine ganze Armada Weidenkätzchen-Küken auf ihrem Küchentisch“, erzählt sie amüsiert.

 

Extra Zimmer zum Nähen und Basteln

Die Oma lebt nicht mehr, ihr Haus wurde ausgeräumt und das einzige Küken, das noch existiert, ist jenes im Haushalt Milla. Die Enkelin hat es als Erstklässlerin unter Anleitung der Oma selbst gebastelt und es blieb über die ganzen Jahre völlig unversehrt. Heute weiß die Grafik-Designerin, dass die Großmutter, die extra ein Zimmer zum Basteln und Nähen hatte, ihre Biografie wesentlich beeinflusst haben muss. „Ohne sie hätte ich wahrscheinlich keinen kreativen Beruf ergriffen“, überlegt sie.

Die Oma bewahrte alles auf

Die Oma wohnte am gleichen Ort, hatte einen großen Garten und vor allem immer Zeit für die Enkelkinder. „Ich habe viel bei ihr gebastelt. Nähen war allerdings nie mein Ding“, gesteht sie. Die Großmutter bewahrte alles auf. In der Küchenschublade lagerte sie zum Beispiel die Tüten vom Bäcker. „Auf denen haben wir als Kinder unsere Bilder gemalt“, erzählt Sigrid Milla und bewundert heute noch den Erfindungsreichtum: „Sie konnte aus Nichts etwas machen.“ Dass man keine teuren Dinge kaufen muss, um etwas Schönes herzustellen, hat sie von ihr als Motto übernommen.