Der Zufall will es so: gleich zwei Wettbewerber wollen sich um das sogenannte Premiumgewerbe im Personennahverkehr bemühen. Ein Unternehmen bietet einen Limousinenservice in Stuttgart an – die Taxi-Zentrale plant Ähnliches.

Stuttgart - Der Zufall will es so: gleich zwei Wettbewerber wollen sich um das sogenannte Premiumgewerbe im Personennahverkehr bemühen. Ein Berliner Unternehmen, das erst im Juni gegründet wurde, vermittelt seit kurzer Zeit Chauffeure und Limousinen in Stuttgart. Das tut die Firma Blacklane auch in Hamburg, München und Frankfurt sowie in der Bundeshauptstadt. 25 Fahrzeuge könne das Unternehmen in Stuttgart aufbieten, sagt der Geschäftsführer Jens Wohltorf. Die Stuttgarter Taxi-Zentrale will bald mit einem ähnlichen Angebot auf den Markt gehen. „Wir brauchen noch ein oder zwei Wochen, dann legen wir los“, sagt der Vorstand der Taxi-Zentrale, Georgios Natsiopoulos. Die Konkurrenten gleichen sich dabei in der Vorgehensweise.

 

So stammen die Fahrzeuge von Blacklane nicht aus einer eigenen Autoflotte. Dafür würde die Firma von Jens Wohltorf eine Mietwagenkonzession von der Stadt benötigen. Stattdessen nutzt das Unternehmen aus Berlin freie Kapazitäten bei den Stuttgarter Limousinenanbietern, mit denen es zusammenarbeitet. „Die Firmen fahren viele Leerfahrten, da wollen wir Kapazitäten nutzen“, erklärt Jens Wohltorf.

Die Taxi-Zentrale wiederum arbeitet als zentrale Vermittlungsstelle. Ihren Angaben zufolge kooperiert sie im Moment mit 588 selbstständigen Taxiunternehmen, die insgesamt mit 700 Fahrzeugen auf Stuttgarts Straßen unterwegs sind.

Konkurrenzkampf mit Edelkarossen entscheidet sich am Preis

Ungefähr 100 davon könnten künftig zum Taxitarif im Premiumsegment gebucht werden, sagt der Vorstand der Taxi-Zentrale; und mit Fahrern, die gehobenen Ansprüchen entsprechen würden, verspricht Natsiopoulis. Was er damit meint, sagt er nicht. Er gibt aber zu, dass es unter den Partnern der Taxi-Zentrale immer wieder kundenunfreundliches Verhalten gäbe. „Manche Taxifahrer verstehen den Sinn ihres Jobs nicht“, sagt Natsiopoulis. „Mit solchen Leuten wollen wir die Zusammenarbeit beenden.“ Im geplanten Premiumsegment kämen nur Fahrer zum Einsatz, die mit ausgebildeten Chauffeuren konkurrieren können.

Das Angebot gilt für Geschäftsleute oder Privatpersonen, die sich mal etwas Besonderes gönnen wollen. Der Start-up-Unternehmer aus Berlin ist überzeugt, dass es in Stuttgart einen Bedarf für eine Extraportion Komfort gibt, genau wie die Taxi-Zentrale. Die Stuttgarter Zentralvermittlung im Taxigewerbe sieht sich für den drohenden Konkurrenzkampf gut gerüstet. „Wir haben die Erfahrung vor Ort“, sagt Natsiopoulis. Und einige Standortvorteile gleich mit, klagt der Wettbewerber aus Berlin. Die Stadt benachteilige Unternehmen vor allem am Flughafen im Vergleich zum Taxigewerbe etwa bei den Parkplatzgenehmigungen, die restriktiv gehandhabt würden. So steht es in einer schriftlichen Stellungnahme des Berliner Unternehmens. Die Stadt verweist darauf, dass einige Parkplätze am Flughafen nun mal exklusiv Taxis vorbehalten seien, nicht den Mitbewerben in den Limousinen.

Doch der Konkurrenzkampf mit den Edelkarossen wird sich letztlich am Preis entscheiden. Blacklane wird ab dem elften Kilometer zehn Prozent teurer sein als der entsprechende Taxipreis, verspricht dafür aber ein Mehr an Komfort. Die Taxizentrale will das gleiche Angebot sogar zum normalen Taxipreis anbieten. „Wir dürfen im Stuttgarter Tarifgebiet gar nicht einfach so von den Tarifen abweichen“, sagt Natsiopoulos.

Ein Kleinunternehmer im Stuttgarter Taxigewerbe, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, zweifelt daran, dass eine solche Rechnung aufgehen kann. „Im Endeffekt interessiert es nicht, wie die Fahrer bezahlt werden, schließlich muss der Profit ja irgendwo herkommen.“

Das Berliner Unternehmen versichert, dass Chauffeure und Limousinen nach Qualitätsprinzipien ausgesucht werden. Nach welchem Tarif ein angestellter Chauffeur bezahlt wird, lege aber der Unternehmer vor Ort fest, heißt es in einer Stellungnahme von Blacklane.