Kultur: Stefan Kister (kir)

Baudelaire, Verlaine, Valéry haben die frühere Französischlehrerin durchs Leben begleitet. Deutsch hat sie auch unterrichtet, also kommen Rilke, Lasker-Schüler, Enzensberger e tutti quanti hinzu – Italienisch beherrscht die Sprachbegeisterte ebenfalls. Der wahrnehmungseuphorische Präzisionskünstler Nico Bleutge hat sie im Sommer bei einer Lesung in Leonberg beeindruckt. „Das ist Lyrik, wie sie mir vorschwebt, so etwas würde ich gerne unterstützen.“ Mayröcker und Jandl schätzt sie, weniger fängt sie mit dem dadaistischen Erbe an. Sollte sich aber „ihre“ Jury für jemanden aus dieser Richtung entscheiden, könnte sie auch damit leben.

 

Goethes „Ganymed“ nennt sie auf die Frage nach ihren Lieblingsgedichten: „Hinauf! Hinauf strebts!“, lautet darin ein atemloser Vers. Vielleicht steckt in dieser Aufwärtsdrift ja ein Impuls, der irgendwann dazu führt, dass man sein Vermögen lieber in hoch konzentrierte Gedichten als in die gängigen Formen gehobener Zerstreuung investiert. „Wir haben keine Kinder, leider,“ begründet Petra Schmidt-Hieber ihre Entscheidung, sich mäzenatisch zu engagieren. Nun pflegt sie den lyrischen Nachwuchs.