Das merken auch die selbstbewussten Verbandspräsidenten, die in Bonner Regierungszeiten noch eine Institution waren. Inzwischen fällt es den Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), der Kammerorganisation DIHK, des BDI oder der BDA schwer, sich Gehör zu verschaffen. Nach wie vor verfügen erfahrene und spezialisierte Verbandsmitarbeiter über gute Kontakte in die Ministerien und Parlamente. Die Expertise der Verbände wird in Gremien, bei Anhörungen und in Organen der Selbstverwaltung geschätzt. Zugleich hat aber die politische Schlagkraft abgenommen. Unter Merkels Kanzlerschaft mussten die Wirtschaftsverbände lernen, dass nicht der Spitzenverband um Rat gefragt wird, der am lautesten schreit. Angela Merkel kommt es auf eine diskrete und vertrauensvolle Zusammenarbeit an. Sie will einbinden und sich auf Zusagen verlassen können. Öffentliche Widerworte kommen im Kanzleramt nicht gut an.

 

Ingo Kramer arbeitet anders als Dieter Hundt

Dies führt dazu, dass die Präsidenten Kritik an der Regierungspolitik nur in feindosierter Form äußern. Ein Beispiel dafür ist Arbeitgeberpräsident Kramer, der seit zwei Jahren im Amt ist und dem schwäbischen Unternehmer Dieter Hundt nachfolgte. Kramer macht mit seinem rhetorischen Geschick bei Auftritten eine gute Figur. Der Präsident aus Bremerhaven ist aber konsensorientiert und geht harten Konflikten eher aus dem Weg. Sein Vorgänger Hundt nahm dagegen auch einmal in Kauf, sich in der Politik unbeliebt zu machen – indem er sich zum Beispiel gegen den überstürzten Atomausstieg aussprach. Kramer ist in der Hauptstadt weniger präsent als sein Vorgänger. Hinzu kommt, dass sich der BDA im Umbruch befindet. Der langjährige Hauptgeschäftsführer Reinhard Göhner scheidet zur Jahresmitte aus. Ihm folgt der frühere Finanzstaatssekretär und CDU-Abgeordnete Steffen Kampeter nach. Kampeter ist wie Göhner ein CDU-Urgewächs aus Nordrhein-Westfalen und bestens vernetzt. Doch dem künftigen Hauptgeschäftsführer schlägt in den Mitgliedsverbänden der BDA Misstrauen entgegen. Ihm fehle die tarifpolitische Erfahrung und er kenne sich in der Verbandswelt nicht aus, ist über ihn zu hören. Dafür bringt Kampeter, der vor einigen Jahren im Rennen um das Präsidentenamt beim deutschen Sparkassenverband nur knapp unterlegen ist, einen Vorzug mit: Der Finanzexperte denkt strategisch und kennt in Berlin viele Leute.

Kampeter könnte der Mann sein, der Bewegung in die festgefahrenen Verbandsstrukturen bringt. Mit Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer beim BDI, pflegt er ein gutes Verhältnis. Beide Ökonomen kennen sich aus gemeinsamen Tagen im Bundesfinanzministerium. Sie wissen, dass sich einiges ändern muss. Erste Zeichen eines Umdenkens sind erkennbar. So wird überlegt, ob ein gemeinsamer Verbandstag ein Zeichen setzen könnte.

Unternehmer werden bevorzugt

Früher oder später wird eine Fusion kommen, sagen Verbandsinsider. Dreimal schon prüften die Spitzenverbände in den vergangenen Jahren Wege für ein Zusammengehen. Immer wieder wurde der Plan verworfen. Dabei zeigt sich im Alltag stets von Neuem, wie ineffizient die Strukturen sind. So reisen die Funktionäre oft hintereinander zu Gesprächen nach Brüssel. Im Ausland versteht das niemand, dort gibt es einen starken Spitzenverband.

Weil die Profilierung immer schwieriger wird, wächst die Konkurrenz. Auffallend ist, wie sich Gesamtmetall als Dachverband der Metall- und Elektroindustrie immer stärker ins politische Tagesgeschäft einmischt. Dabei wäre dafür der Dachverband BDA zuständig, den Gesamtmetall fast zur Hälfte finanziert. Neben persönlichen Animositäten der beiden Hauptgeschäftsführer steht dahinter auch strategisches Kalkül: Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger werden Ambitionen nachgesagt, in zwei Jahren neuer Arbeitgeberpräsident zu werden. In den Gremien der BDA wird aber auch ein anderer Name oft genannt, der für eine Zäsur stünde: Margret Suckale, die im Vorstand des Chemiekonzerns BASF sitzt. Ihr werden gute Chancen eingeräumt, die erste Arbeitgeberpräsidentin zu werden. Suckale hat früher bei der Bahn schwierige Tarifverhandlungen geführt und könnte bei der BDA das Ende der Männerherrschaft einläuten. Dort gilt zwar die Regel, dass nicht angestellte Manager, sondern Unternehmer an die Spitze kommen. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Der 1977 von der RAF ermordete Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer (der im Übrigen parallel auch BDI-Präsident war) gehörte dem Daimler-Vorstand an.

Das merken auch die selbstbewussten Verbandspräsidenten, die in Bonner Regierungszeiten noch eine Institution waren. Inzwischen fällt es den Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), der Kammerorganisation DIHK, des BDI oder der BDA schwer, sich Gehör zu verschaffen. Nach wie vor verfügen erfahrene und spezialisierte Verbandsmitarbeiter über gute Kontakte in die Ministerien und Parlamente. Die Expertise der Verbände wird in Gremien, bei Anhörungen und in Organen der Selbstverwaltung geschätzt. Zugleich hat aber die politische Schlagkraft abgenommen. Unter Merkels Kanzlerschaft mussten die Wirtschaftsverbände lernen, dass nicht der Spitzenverband um Rat gefragt wird, der am lautesten schreit. Angela Merkel kommt es auf eine diskrete und vertrauensvolle Zusammenarbeit an. Sie will einbinden und sich auf Zusagen verlassen können. Öffentliche Widerworte kommen im Kanzleramt nicht gut an.

Ingo Kramer arbeitet anders als Dieter Hundt

Dies führt dazu, dass die Präsidenten Kritik an der Regierungspolitik nur in feindosierter Form äußern. Ein Beispiel dafür ist Arbeitgeberpräsident Kramer, der seit zwei Jahren im Amt ist und dem schwäbischen Unternehmer Dieter Hundt nachfolgte. Kramer macht mit seinem rhetorischen Geschick bei Auftritten eine gute Figur. Der Präsident aus Bremerhaven ist aber konsensorientiert und geht harten Konflikten eher aus dem Weg. Sein Vorgänger Hundt nahm dagegen auch einmal in Kauf, sich in der Politik unbeliebt zu machen – indem er sich zum Beispiel gegen den überstürzten Atomausstieg aussprach. Kramer ist in der Hauptstadt weniger präsent als sein Vorgänger. Hinzu kommt, dass sich der BDA im Umbruch befindet. Der langjährige Hauptgeschäftsführer Reinhard Göhner scheidet zur Jahresmitte aus. Ihm folgt der frühere Finanzstaatssekretär und CDU-Abgeordnete Steffen Kampeter nach. Kampeter ist wie Göhner ein CDU-Urgewächs aus Nordrhein-Westfalen und bestens vernetzt. Doch dem künftigen Hauptgeschäftsführer schlägt in den Mitgliedsverbänden der BDA Misstrauen entgegen. Ihm fehle die tarifpolitische Erfahrung und er kenne sich in der Verbandswelt nicht aus, ist über ihn zu hören. Dafür bringt Kampeter, der vor einigen Jahren im Rennen um das Präsidentenamt beim deutschen Sparkassenverband nur knapp unterlegen ist, einen Vorzug mit: Der Finanzexperte denkt strategisch und kennt in Berlin viele Leute.

Kampeter könnte der Mann sein, der Bewegung in die festgefahrenen Verbandsstrukturen bringt. Mit Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer beim BDI, pflegt er ein gutes Verhältnis. Beide Ökonomen kennen sich aus gemeinsamen Tagen im Bundesfinanzministerium. Sie wissen, dass sich einiges ändern muss. Erste Zeichen eines Umdenkens sind erkennbar. So wird überlegt, ob ein gemeinsamer Verbandstag ein Zeichen setzen könnte.

Unternehmer werden bevorzugt

Früher oder später wird eine Fusion kommen, sagen Verbandsinsider. Dreimal schon prüften die Spitzenverbände in den vergangenen Jahren Wege für ein Zusammengehen. Immer wieder wurde der Plan verworfen. Dabei zeigt sich im Alltag stets von Neuem, wie ineffizient die Strukturen sind. So reisen die Funktionäre oft hintereinander zu Gesprächen nach Brüssel. Im Ausland versteht das niemand, dort gibt es einen starken Spitzenverband.

Weil die Profilierung immer schwieriger wird, wächst die Konkurrenz. Auffallend ist, wie sich Gesamtmetall als Dachverband der Metall- und Elektroindustrie immer stärker ins politische Tagesgeschäft einmischt. Dabei wäre dafür der Dachverband BDA zuständig, den Gesamtmetall fast zur Hälfte finanziert. Neben persönlichen Animositäten der beiden Hauptgeschäftsführer steht dahinter auch strategisches Kalkül: Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger werden Ambitionen nachgesagt, in zwei Jahren neuer Arbeitgeberpräsident zu werden. In den Gremien der BDA wird aber auch ein anderer Name oft genannt, der für eine Zäsur stünde: Margret Suckale, die im Vorstand des Chemiekonzerns BASF sitzt. Ihr werden gute Chancen eingeräumt, die erste Arbeitgeberpräsidentin zu werden. Suckale hat früher bei der Bahn schwierige Tarifverhandlungen geführt und könnte bei der BDA das Ende der Männerherrschaft einläuten. Dort gilt zwar die Regel, dass nicht angestellte Manager, sondern Unternehmer an die Spitze kommen. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Der 1977 von der RAF ermordete Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer (der im Übrigen parallel auch BDI-Präsident war) gehörte dem Daimler-Vorstand an.

Die Cousine hält Ulrich Grillo den Rücken frei

Schon im nächsten Jahr steht beim BDI eine Personalentscheidung an. Dann entscheidet sich, ob BDI-Präsident Ulrich Grillo (Markenzeichen: Siegelring und Einstecktuch) weitermacht. Seine reguläre Amtszeit läuft bis Jahresende 2016, doch eine Verlängerung ist möglich. Grillo hat es geschafft, für den BDI die Deutungshoheit zurückzuerobern. Der BDI-Mann ist von allen Präsidenten in der Öffentlichkeit am stärksten präsent und Gesicht der Wirtschaft. Offen ist, ob er den zeitraubenden Job weiter machen will. Dafür spricht, dass seine Cousine Gabriela Grillo die starke Frau bei den Grillo-Werken in Duisburg ist.

Unverkennbar ist, dass sich die Unternehmen nicht mehr allein auf die Spitzenverbände verlassen. An Bedeutung gewonnen haben kleine und einflussreiche Organisationen wie die Stiftung Familienunternehmen, die Politiker mit wichtigen Mittelständlern zusammenbringt. Auch die Branchenverbände rüsten auf. Die Konzerne haben ohnehin eigene Repräsentanzen. Damit wird eine Frage drängender: Wer braucht noch mehrere Spitzenverbände?