Das Bistro der Kette Manufactum setzt auf außergewöhnliche Produkte – mit großem Erfolg. Die Speisen sind vorzüglich, das Getränke-Angebot ist spannend. Allein die Innenarchitektur fällt ab.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - An einer Straße kann man den Wandel, den Stuttgart derzeit erfährt, besonders gut festmachen: an der Lautenschlagerstraße. Früher hatte diese Parallelstraße zur Königstraße als einziges kulturelles Highlight den Palast der Republik zu bieten. Heute bekommen Projektentwickler Schnappatmung, wenn sie an das Postquartier oder das Bülow Carré inklusive der Lieblingskanzlei von Stefan Mappus, Gleiss Lutz, denken.

 

Gut, dass man an der Lautenschlagerstraße mittlerweile auch abwechslungsreich essen kann. Wandel macht hungrig. Die Straße bietet den Party-Griechen Cavos, den Porsche-Italiener Tialini und andere. Die jüngste Neueröffnung, das Lokal Brot und Butter der Kette Manufactum, ergänzt das Essensangebot auf eine feine Weise. Manufactum ist das Gegenstück zur Geiz-ist-geil-Mentalität der Discounterrepublik Deutschland. Die Produkte von Manufactum sind allesamt überdurchschnittlich gut – und überdurchschnittlich teuer.

Die Produkte sind spitze, die Architektur eher nicht

Dieses Geschäftsmodell lässt sich auf das Brot und Butter übertragen. Die Gastronomie vereint Steinofenbäckerei, Konditorei und Bistro. Das Frühstück basiert auf einem ausgesuchten Wurst- und Käseangebot, die wechselnde Tageskarte orientiert sich an den Produkten, die bei Manufactum erhältlich sind. „Nur Obst, Gemüse und Fleisch kaufen wir zu“, sagt Angelika Böhm, die Leiterin des Brot und Butter.

Während das Brot und Butter in München eher gediegen eingerichtet ist, will die Stuttgarter Filiale frisch und modern sein, erinnert stellenweise aber an eine Arztpraxis, in der nur Privatpatienten bedient werden: Über den Köpfen schwebt ein Gitterelement, das die Raumhöhe erträglicher machen soll. Wesentlich gelungener ist die offene Bäckerei, die keine Show ist, sondern Backwaren von höchster Güte herstellt. Das Schinken-Käse-Croissant (2,80 Euro) ist das derzeit beste der Stadt.

Kein Gramm Salz zu viel, keine Zusatzstoffe

Für ein frühes Abendessen testen wir den Käseteller für zwei Personen (23,50 Euro). Der Käseteller bietet statt Schnickschnack verschiedene phänomenale Rohmilchsorten. Herausragend ist der Tomme au Marc fermiére, ein Trester-Kuhmilchkäse, der erst nach süßen Reben schmeckt, um dann seine Wucht zu entfalten. Tadellos zubereitet sind die Linsen mit Spätzle und Saiten (12,80 Euro). Kein Gramm Salz zu viel, keine Zusatzstoffe, nur Geschmack.

Bei den Getränken wird mehr als beim Essen experimentiert. Die Geschmacksrichtung Rose der englischen Brausefirma Fentimans (3,80 Euro) ist ein Rosenwasseranschlag. Deutlich besser ist das Pils Schäfleshimmel der Berg Brauerei Ulrich Zimmermann von der Alb für 2,80 Euro, gebraut aus Bio-Gerste, die in Mischkultur als Stützfrucht mit Alb-Linsen angebaut wird. Obergärig, oberlecker. Das Weinangebot konzentriert sich auf die Region, spannend ist etwa der Silvaner von Helmut Dolde: So gut kann Wandel schmecken.

Brot und Butter im Manufactum – Lautenschlagerstraße 16, S-Mitte, Telefon 93 31 34 60, www.brot-und-butter.de, geöffnet Montag bis Samstag 8.30 bis 19 Uhr.

Die Bewertung:

Küche ****

Service ****

Ambiente **

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.