Wendelin Wiedekings Systemgastronomie bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und viel Kulisse. Seine Anlaufprobleme hat das Tialini in Stuttgart-Mitte mittlerweile offenbar überwunden.

Stuttgart - Eins vorweg: zu diesem Lokaltermin sind wir eher skeptisch aufgebrochen. Leser und Kollegen hatten uns zuvor von mauen Erfahrungen in der Systemgastronomie des früheren Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking berichtet.

 

Dass an jenem Samstagabend der Laden brechend voll ist, spricht zumindest für die Neugier der Stuttgarter, wie Pizza und Pasta in dieser Systemgastronomie schmeckt. Wir haben nicht reserviert und werden zunächst freundlich an die Bar gebeten. Das gibt uns Zeit, bei sofort servierten Getränken erst die Karte und dann den Raum zu studieren. Kein Zweifel: hier hat jemand eine italienische Osteria wie aus der Cinecittà-Kulisse eingerichtet und dabei mit Klischees eines nostalgisch-italienischen Restaurants nicht gespart: „una storia italiana“, „eine italienische Geschichte“, lautet der Untertitel der Kette, und das passt.

Regelmäßig hält uns das freundliche Personal auf dem Laufenden, was die Tischsuche anbelangt und schließlich – nach nicht einmal zehn Minuten – werden wir zu unserem Platz geführt. Nun geht alles sehr effizient: Bestellung mit elektronischem Equipment, Auslieferung von Speisen und Getränken durch andere Mitarbeiter. Alles läuft professionell und reibungslos – und das trotz des unfassbaren Trubels.

Anlaufprobleme sind offenbar überwunden

Sowohl das Carpaccio vom Rind (8,90 Euro) – verziert mit kleinen Beerensoßenspritzern – als auch die hausgemachte Zuppa di pomodoro e basilico (3,90 Euro) sind tadellos, zumal für den Preis. Beides kommt auch – genauso wie die Hauptgänge – synchron. Dazu gibt es frische Pizzabrötchen. Die Pizza Salsiccia (10,90 Euro) ist riesig, vernünftig belegt und knusprig. Das ebenfalls reichliche Risotto ai funghi (8,90 Euro) erweist sich als wunderbar cremig und reich an Pilzen – die dazugeorderten Salsiccia-Scheiben (3 Euro) liegen appetitlich obenauf. Dazu schmeckt ein Viertele Sangiovese di Chianti vom Fass (4,20 Euro) ganz ausgezeichnet. Mit alldem wären wir auch beim „echten“ Italiener glücklich.

Die Karte fordert dazu auf, nach Kindergerichten zu fragen, und es zeigt sich, dass alle Nudelgerichte auch als kleine Portionen serviert werden (4,90 Euro). Unsere Fünfjährige ist voll des Lobes für ihre Spaghetti carbonara – und da ist sie Expertin. Obwohl mehr als satt, ordern wir noch Panna cotta (3,90 Euro) und Tiramisu (2,90 Euro). Beides kommt rustikal in den gleichen Gläsern wie das Wasser und schmeckt.

Das Tialini hat seine Anlaufprobleme mittlerweile offenbar überwunden. Und: „Verbesserung ist stets geplant“, wie Restaurantleiterin Mona Lehmann betont. Am Konzept werde ständig weiter gefeilt.

Unser Fazit: wer ordentlich, zügig und preiswert italienisch essen will, ist bei Tialini richtig. Einzig der Lärmpegel ist derzeit noch erheblich, aber auch dieses Problem ist schon erkannt, so Lehmann. Wer italienischen Charme und Individualität schätzt, ist aber wohl weiterhin bei Giovanni um die Ecke besser bedient.

Die Bewertung:

Küche ***

Service ****

Ambiente ***

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-/Leistungsverhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.

Tialini
Bolzstraße 10, S-Mitte, Tel. 90 71 59 69. Täglich 11 bis 24 Uhr, freitags und samstags bis 1 Uhr. www.tialini.de