Das Traditionshaus in Zuffenhausen bietet eine schwäbisch-mediterrane Küche, die von Herzen kommt. Der Chef des Hauses, Vincenzo di Napoli, hatte zuvor die Weinstube Klink in Degerloch betrieben.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Der Name der Lokalität ist so deutsch, wie er nur sein kann: Hirsch. Das Gasthaus im putzigen Ortskern von Zuffenhausen – ja, den gibt es – war lange Zeit eine schwäbische Institution. Zuletzt erfreute der Ungar Josef Liktor vor allem Fischfreunde mit seinen Spezialitäten. Anfang des Jahres hat er sich zurückgezogen, nun ist der Hirsch wieder auf dem besten Wege, urschwäbisch zu werden: mit Vincenzo Di Napoli.

 

Trotz der Herkunft des Gastronomen, der tatsächlich in Neapel geboren wurde und 1978 nach Deutschland gekommen ist, wissen Kenner: Di Napoli steht für Schwäbisches. Nachdem er fünfzehn Jahre lang das Il Cortile in Botnang betrieben hatte, war er fast zehn Jahre lang in der Weinstube Klink in Degerloch. Dort sei es ihm sowohl in der Küche als auch im Gastraum zu eng geworden, und nach monatelanger Suche habe er dank Liktor den Hirsch gefunden: mit geräumiger Küche, einem Außenbereich und einem Nebenzimmer. Für größere Investitionen und Umgestaltungen sei es noch zu früh, jetzt konzentriere sich erst einmal alles auf das leibliche Wohl. Und das kann Vincenzo Di Napoli, der von seiner Frau Elke unterstützt wird, hervorragend. „Wie dahoim“, hören wir ihn sagen, wenn er sich aufmerksam, freundlich und humorvoll um seine Gäste kümmert.

Die Küche, in der weiterhin Rainer Garbsch aus der Weinstube Klink steht, hinkt in der Aufbauphase dem Anspruch vielleicht noch etwas hinterher, bringt es aber schon zu ordentlichen Leistungen. Neben Klassikern wie hausgemachten Maultaschen, Rostbraten oder Wiener Schnitzel vom Kalb gibt es eine wöchentlich wechselnde Karte, auf der auch Mediterranes auftaucht.

Die Portionen sind üppig, die Weinauswahl gefällt

Eine Gazpacho (4,50 Euro) zum Beispiel bekommt man nicht bei jedem Schwaben, hier ist sie kräftig sowohl in Konsistenz als auch Geschmack. Der Ruccolasalat mit Speck und Pfifferlingen (8,50 Euro) ist eine herzhafte Kombination, auch zu den Rindersteaks vom Grill (18,90 Euro) gibt es Pfifferlinge – ist ja schließlich Saison. Das Fleisch ist wie gewünscht medium plus, die Spätzle sind handgeschabt. Wo die Sauce bei Steaks vom Grill herkommt, müssen wir allerdings fragen. Der Jus, so Di Napoli, sei aus Kalbsknochen selbstgemacht und diene als Grundsauce auch für den Rostbraten. Zum saftigen Lachsfilet (18,90 Euro) gibt es Zitronensud, der sich in der Servierpfanne auch auf den Broccoli und die Grillkartoffeln ausgebreitet hat. Nach den üppigen Portionen teilen wir uns als Dessert ein Joghurtmousse auf Himbeerspiegel (5,90 Euro), das beides ebenfalls hausgemacht, aber kein Finale furioso ist.

Doch genug gemäkelt: Das Angebot im Hirsch ist gut wie auch die große Auswahl an offenen Weinen, zu der neben Zugeständnissen für die Zuffenhäuser (Trollinger und Lemberger) auch ein schöner Lugana zählt. Es gilt: Schwäbisches und Mediterranes gehen einfach gut zusammen.

Hirsch, Bottwarstraße 10, Zuffenhausen, Telefon 765 32 05, Di bis So 12 bis 14.30 und 18 bis 23 Uhr. Betriebsferien bis 23. Juni.

Küche: +++

Service: ++++

Ambiente: +++

+++++= herausragend, ++++= überdurchschnittlich, +++= gut, ++= Luft nach oben, += viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.