Der Kreisverband Ludwigsburg der Alternative für Deutschland hat am Sonntag einen komplett neuen Vorstand gewählt. Damit will er mit alten Streitereien abschließen.

Ludwigsburg - Jetzt soll alles besser werden: Man will künftig ein besonderes Augenmerk auf eine gute Zusammenarbeit legen, klare Ansagen machen und die Querelen der Vergangenheit hinter sich lassen. Das beteuerten alle Mitglieder des neuen Kreisvorstands der Alternative für Deutschland (AfD) bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag. Zuvor hatte der bisherige Vorstand angekündigt, geschlossen nicht mehr anzutreten – um einen unbelasteten Neustart möglich zu machen.

 

Seit Monaten hatte es immer wieder Reibereien im Führungskreis des Kreisverbands gegeben, Höhepunkt war eine turbulente Sitzung im August gewesen, bei der der damalige Vorstandssprecher Gert Widmann abgewählt worden war. Doch auch danach kam die junge Partei offenbar nicht wirklich zur Ruhe. Dem Vernehmen nach gab es immer wieder Streitereien zwischen Anhängern Widmanns und jenen von Stephan Wunsch, der seit August alleiniger Sprecher des Vorstands war.

Mehrfach scheint die Stimmung zu kippen

Die Animositäten waren auch in der Versammlung am Sonntag spürbar. Mehrfach sah es so aus, als kippe die Stimmung – etwa bei der Erkundigung eines Mitglieds, ob die im August gesteckten Ziele erreicht worden seien, oder bei der Frage, ob es einen Mitgliederschwund gebe. Insbesondere Stephan Wunsch reagierte extrem gereizt auf diese Anfragen und witterte offenbar unterschwellige Vorwürfe. Nur durch die beherzten Eingriffe von Bernd Kölmel – der Sprecher des Landesverbands der AfD, der zum Leiter der Versammlung gekürt worden war – wurde ein offener Schlagabtausch abgewendet.

Es war dann auch Stephan Wunsch selbst, der vorschlug, dass kein Mitglied des bisherigen Vorstands bei der Neuwahl kandidieren solle. „Es gibt Leute, die hören einfach nie auf mit den alten Geschichten, deshalb brauchen wir einen völlig unbelasteten Vorstand, dem nichts mehr vorgeworfen werden kann“, erklärte er. Angekündigt gewesen war lediglich, dass drei der sechs Mitglieder des Führungskreises aus persönlichen Gründen nicht mehr weitermachen könnten, was eine Neuwahl notwendig mache. Zumal offenbar wenige Tage vor der Versammlung zusätzlich noch der Schatzmeister Dieter Mangold zurückgetreten war, was zum Befremden einiger Mitglieder nur beiläufig während der Veranstaltung am Sonntag mitgeteilt wurde.

Neuer Sprecher ist einziger Kandidat

Letztlich wurde Gottfried Minnich mit 23 von 31 Stimmen zum neuen Vorstandssprecher gewählt. Der 37 Jahre alte Selbstständige aus Korntal-Münchingen war der einzige Bewerber für das Amt. Stephan Wunsch und Gert Widmann, die ebenfalls für den Posten vorgeschlagen wurden, lehnten eine Kandidatur ab. Minnich stellte sich selbst als einen Freund der klaren Worte vor. „Ich mag es nicht, wenn man sich nur noch wischiwaschi ausdrückt, um politisch voranzukommen“, betonte er. Inhaltlich sei ihm vor allem die Stärkung junger Familien wichtig, zudem wolle er sich dafür einsetzen, mehr Menschen die Pflege von Angehörigen zu Hause zu ermöglichen. Im Kreisverband gehe es ihm vor allem darum, dass man gemeinsam an einem Strang ziehe: „Ich will die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen.“

Zu Minnichs Stellvertretern wurden der 75-jährige Wolfhard Lintner und der 39 Jahre alte Michael Mayer gewählt. Lintner präsentierte sich als „überzeugter AfDler“. Er sei schon immer politisch interessiert gewesen, nun sei es ihm ein Anliegen, etwas zu ändern: „Denn ich habe festgestellt, dass einiges total schiefläuft.“ Michael Mayer hingegen war vor seinem Eintritt in die AfD vor etwa einem Jahr noch gar nicht politisch aktiv. „Aber ich sehe die Not in Europa, Deutschland und in den Kommunen, und ich kann nicht mehr nur zugucken“, erklärte er seine Kandidatur.

Die Geschichte eines jungen Kreisverbands

Entwicklung
: Der Kreisverband Ludwigsburg der Alternative für Deutschland hat sich im Juni 2013 gegründet. Inzwischen wurden zusätzlich noch Ortsverbände in Sachsenheim und in Korntal-Münchingen ins Leben gerufen. Zurzeit ist man dabei, politische Stammtische in Bietigheim-Bissingen und Vaihingen/Enz zu etablieren, auch in Ludwigsburg soll eine solche Diskussionsrunde entstehen.

Verband
: Aktuell hat der Kreisverband Ludwigsburg insgesamt 125 Mitglieder. Der Vorstand besteht weiterhin aus sieben Mitgliedern, doch analog zum Landes- und Bundesverband einigte man sich nun auf nur noch einen Sprecher. Zuvor hatte es – zumindest bis zur Abwahl von Gert Widmann – eine Doppelspitze gegeben. Neben den zwei Stellvertretern des Sprechers wurde Christa Lintner zur neuen Schatzmeisterin gewählt. Zudem einigte man sich auf einen Schriftführer und zwei Beisitzer.