Ludwigsburg - Keine Frage, ganz ohne Autos wäre der Platz um die katholische Kirche am Ludwigsburger Marktplatz am schönsten. Doch die Einzelhändler und Gastronomen dort wollen möglichst viele Parkplätze erhalten. Das war zu erwarten, das wollen Einzelhändler immer, weil sonst vermeintlich ihr Geschäft leidet. Das ist ihr gutes Recht. Um das zu erfahren, hätte die Stadt keinen aufwendigen Informationsabend veranstalten müssen. Aber die Bürger hatten die Chance, ihre Meinung zu artikulieren. Das ist ein Wert an sich und hilft am Ende vielleicht, die Entscheidung des Gemeinderats zu akzeptieren.

 

Allerdings stellt sich angesichts der Argumentation der Geschäftsinhaber schon die Frage, warum die Läden ihrer Kollegen am Marktplatz und an der Seestraße, wo man nicht vor der Tür parken kann, offenbar florieren – etwa die Apotheken. Es gibt viele andere in der Stadt mit Stellplätzen vor der Tür, trotzdem leiden die in der Fußgängerzone wohl nicht unter Kundenmangel. Der Fischhändler Andreas Seybold hat in Ludwigsburg mutmaßlich weniger Konkurrenz als die Apotheken, trotzdem reklamiert er kategorisch: „Ich brauche die Parkplätze!“ Eine Forderung von Gewicht, immerhin ist Seybold FW- Stadtrat.

Daher beschließt der Gemeinderat am Ende wohl einen Kompromiss und erhält einen Teil der Parkplätze. Damit will er allen halbwegs gerecht werden, aber keiner wird zufrieden sein: Den Händlern werden es zu wenige Stellplätze sein, den Verfechtern des leeren Kirchplatzes zu viele.

Wenn der Gemeinderat mutig wäre, würde er stattdessen ein überschaubares Experiment wagen. Die Fläche um die Kirche wird so gestaltet, dass man jederzeit Parkplätze einrichten kann. Warum also nicht einen Probelauf für ein Jahr ganz ohne Parkplätze beschließen und dann die Händler fragen, ob sie nicht wider Erwarten doch ganz zufrieden sind mit der Situation? Den Versuch wäre es wert.