Die Zahl der Menschen, die an Depressionen erkranken, steigt ständig. Mit einer viertägigen Mut-Tour wollen sechs Radfahrer helfen, die Vorurteile gegenüber depressiven Menschen abzubauen. Letzter Halt vor Stuttgart ist Ludwigsburg.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Ludwigsburg – - Claudia (48) ist eine von sechs Teilnehmerinnen der Mut-Tour, die auf drei Tandems von Bensheim nach Stuttgart fahren. Sie wollen damit Depression entstigmatisieren. Am Dienstag war Halt in Ludwigsburg.
Fahren Sie sonst auch so intensiv Fahrrad?
Überhaupt nicht. Ich fahre nur kurze Strecken bei schönem Wetter.
Braucht es Mut mitzufahren?
Ja. Schon. Man weiß, dass man auf freier Wildbahn übernachtet. Als Amateur fragt man sich, ob man das durchhält.
Reden Sie sonst auch offen über Ihre Depressionen?
Mein Arbeitgeber weiß nichts von meiner Erkrankung. Das ist mein 14. Arbeitsplatz. Ich bin wegen langer Fehlzeiten überall rausgeflogen. Ich engagiere mich aber seit Jahren an der Entstigmatisierung der Krankheit. Deshalb ist es mir ein Anliegen. Denn die Zahl der Depressionserkrankungen nimmt zu.
Wie müssen sich Ihre Mitmenschen verhalten, damit es Ihnen gut geht?
Sie sollten nicht ignorant sein und bedenken, dass Depressionen jeden treffen können.
Stoßen Sie oft auf Abwehr?
Wenn man sein Krankheitsbild gut erklärt, dann nicht. Man verliert Freunde, aber das hat vielfach mit denen zu tun. Sie haben Berührungsängste und wollen nicht davon wissen. Ich habe selbst zehn Jahre gebraucht, um meine Krankheit zu verstehen. Aber außer bei der Arbeit habe ich nur positive Erfahrungen gemacht.
Hilft Ihnen Sport?
Bei Depressionen auf jeden Fall. Ich habe in diesen Phasen nur noch auf dem Sofa gesessen und nichts mehr sprechen können. Bewegung hilft tatsächlich. Auch jetzt, ich würde ja nie auf die Idee kommen, allein 50 Kilometer mit dem Fahrrad durch die Gegend zu fahren. Aber das beschwingt irgendwie.
Wie sieht der Alltag nach der Tour aus?
Ich werde einen Erlebnisbericht schreiben für die anderen Gruppen. Ich freue mich aber auch, dass ich wieder ein schönes Bett und sanitäre Anlagen habe. Das war ja nur ein Testlauf. Ich werde die große Tour nächstes Jahr mitfahren.