Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Wie führen Sie ein solches Gespräch?
Es kommt sehr darauf an, wann man zum ersten Mal Kontakt mit den Angehörigen hat. Es ist extrem schwierig, Menschen, die gerade erst erfahren haben, wie krank und wie stark verletzt ihr Angehöriger ist, darauf anzusprechen. Sie müssen ja erst mal verarbeiten, dass ihr Angehöriger wahrscheinlich sterben wird. In der Regel versucht man, in ruhiger Umgebung zusammen mit dem zuständigen Oberarzt, der Pflege und dem Transplantationsbeauftragten die Angehörigen erst mal dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Man schaut, was sie schon wissen, und erklärt, was aus unserer Sicht das Problem ist. Und dann hängt es von den Angehörigen ab. Es gibt Menschen, die von sich aus das Thema Organspende ansprechen.
Passiert das oft?
Das Bewusstsein dafür wächst. Das sind dann die einfacheren Gespräche. Anderenfalls erklären wir, was passieren könnte. Also, dass wir nach der Hirntoddiagnose die Geräte abstellen würden und dass man mit den Organen anderen Menschen helfen könnte, wenn der Verstorbene es denn gewollt hätte. Aber das sind extrem schwierige Gespräche, für die man Zeit und Vorbereitung braucht und für die man auch geschult sein muss.
Es wird wohl in dieser Extremsituation nicht bei einem einzigen Gespräch bleiben.
Nein, in der Regel haben wir ja auch Zeit, damit die Angehörigen sich mit dem Gedanken auseinandersetzen können. Die Organe des Patienten sind ja durch die Maschinen weiter versorgt. Es ist aber für die Angehörigen immer eine enorme Erleichterung, wenn es einen Organspendeausweis gibt. Dann wissen sie eindeutig, was der Betreffende gewollt hat.
Und wenn Angehörige Nein sagen?
Dann ist das so.
Erfahren Sie denn, ob Organe, die aus Ihrer Klinik kommen, auch wirklich ein Leben gerettet haben?
Wir erfahren Alter, Geschlecht und Vorerkrankung und wann der Empfänger aus der Klinik entlassen wurde. Wie die Angehörigen des Spenders, wenn sie es wollen.
Ist dann erst der Knopf für Sie dran?
Es freut einen zumindest, wenn man sieht, dass man jemandem geholfen hat.