Es gilt wieder: das Tierheim kauft sein Nachbaranwesen. Im Juni letzten Jahres waren das Tierheim und sein Nachbar schon einmal handelseinig geworden. Doch seit einiger Zeit stand der Konsens auf Messers Schneide. Am Montag haben sich beide Seiten darauf verständigt.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Der Tierschutzverein Ludwigsburg kann seine Erweiterungs- und Sanierungspläne umsetzen. Andreas Holzwarth wird dafür sein landwirtschaftliches Anwesen auf dem Hohenecker Kugelberg an das angrenzende Tierheim verkaufen, das der Verein betreibt. So weit waren beide Parteien schon einmal – im vergangenen Juni. Zu einer Vertragsunterzeichung kam es jedoch bis dato nicht, wegen Nachforderungen und Kaufvertragsergänzungen beider Seiten.

 

Dass dieser Verkauf zu den schon einmal ausgehandelten Konditionen nun doch stattfinden wird, ist die eigentliche Neuigkeit. Um das zu erreichen, brauchte es am Montag allerdings eine abendliche Marathonsitzung im Ludwigsburger Rathaus, in welcher sich der Baubürgermeister Michael Ilk offenbar mächtig ins Zeug legte. „Es war eine intensive Diskussion“, beschreibt er das Treffen. Doch die Anstrengungen scheinen sich gelohnt zu haben. Alle strittigen Punkte seien geklärt worden, und „es fließt nicht mehr Geld“ , sagte Ilk am Morgen nach der Krisensitzung.

Der Verkäufer hatte im Vorfeld der Verhandlungen wegen der seit dem letzten Sommer gestiegenen Immobilienpreise einen Aufschlag auf den im hohen sechsstelligen Bereich liegenden Kaufpreis vom Tierheim gefordert. Der Tierschutzverein hatte im Gegenzug den Aufpreis unter anderem mit geltend gemachten Pachtausfällen des Landwirtes verrechnen wollen, die Teil der Gutachten aus dem Jahr 2011 für die Festsetzung des Kaufpreises waren. Denn sie seien durch die Verzögerungen nicht in vollem Umfang eingetreten.

An Ilk hatten sich beide Seiten nach einem geplatzten Notartermin gewandt. Er hatte die zum Teil sehr emotional geführten Gespräche zwischen den Nachbarn überhaupt erst in Gang gebracht und genießt offensichtlich beider Vertrauen. Aber erst nach 22 Uhr stieg dann nach gut vier Stunden, in denen die Parteien und ihre Anwälte den Kaufvertragsentwurf Satz für Satz durchgingen, weißer Rauch über dem Rathaus auf. In der kommenden Woche soll der Vertrag nun im zweiten Anlauf wirklich unterzeichnet werden. Der Notartermin dafür, so heißt es, sei voller Optimismus bereits im Vorfeld reserviert worden. Bis Ende des Monats soll der Kauf dann endgültig vollzogen sein.

„Ich bin zufrieden“, sagt Holger Blinzinger, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Ludwigsburg, im Nachgang der Krisensitzung. Man sei nun wieder auf dem Stand vom Juni des vorigen Jahres und habe wieder zueinander gefunden. Auch er lässt durchblicken, dass es eine emotionale Diskussion gewesen sei. Andreas Holzwarth war am Dienstag nicht für eine persönliche Stellungnahme zu erreichen.

Er darf jedoch, so will es der Vertrag, noch bis zum Jahresende auf dem Kugelberg wohnen bleiben. Zum 1. Januar 2016 wird dann der Tierschutzverein die landwirtschaftlichen Gebäude und das Wohnhaus übernehmen. Parallel dazu will der Verein die Kaufverhandlungen mit der Stadt wieder aufnehmen: Ihr gehören Wiesen rund um das Tierheim, die sie an Holzwarth verpachtet hat. Die Flächen will der Tierschutzverein nun kaufen.

Die Zusage zum Verkauf hatte der Wirtschafts- und Verwaltungsausschuss von einem Lärmschutzgutachten für das Tierheim und die Umgebung abhängig gemacht. Dieses hat der Bauausschuss im März wohlwollend zur Kenntnis genommen. Mit den geplanten Arbeiten auf dem bisherigen Areal und dem Nachbargrundstück würden auch für die übrigen Anwohner die Grenzwerte eingehalten.