Kommentar - Da ist es den Grünen gelungen, einen Trojaner in den Ludwigsburger Pferdemarkt zu schleusen, und dann soll das folgenlos bleiben? Kaum zu glauben, aber die Mehrheit im Wirtschaftsausschuss hat entschieden: Alles bleibt, wie es ist – weil es Grüne und Sozialdemokraten versäumt haben, einen entsprechenden Änderungsantrag zu stellen. Dabei könnte der Pferdemarktumzug durchaus eine Frischzellenkur gebrauchen.

 

Da können sich das Ludwigsburger Tourismusmanagement und die Beharrungsfraktionen CDU und FDP noch so demon-strativ auf die Schultern klopfen. So prickelnd war der Pferdemarkumzug in diesem Jahr nicht. Und niemand würde mehr ein Wort darüber verlieren, hätten die Grünen nicht den bescheidenen Hinweis auf TTIP eingeschmuggelt. Zugegeben, der Streit um das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA ist kein genuin Ludwigsburger Thema – und hat sich als solches bisher auch noch nicht in der Stadtgeschichte niedergeschlagen. Aber es geht dabei um Dinge, die vermutlich schon bald alle betreffen werden – auch die so sehr in ihre eigene Geschichte verliebten Ludwigsburger.

Die Debatte um TTIP hätte die Möglichkeit geboten, das eigene historische Verständnis zu überprüfen und bei der Gelegenheit einmal wieder das politische Profil zu schärfen. Stattdessen verbannen die konservativen Parteien politische Statements in den Bereich des Klamauks, der seinen Platz im Karneval hat. Und wenn sie von der Stadthistorie reden, meinen sie Nostalgie pur. Geschichte ist demnach das, was uns garantiert nichts mehr angeht, Unterhaltung für Kleinkinder.

Es ist unverständlich, dass die Grünen diese Chance vertan haben. Sie konnten mit ihrem Hölzernen Pferd eine überfällige Diskussion anzetteln, bekamen dann aber Angst vor der eigenen Courage.