Region: Verena Mayer (ena)


Möglicherweise habe S., der sowohl mit den mutmaßlichen Räubern als auch mit Hanauer geschäftlich verkehrte, etwas ausgeplaudert, räumt Manfred Neder, der Anwalt von S., ein. Doch wenn, dann sei dies ganz gewiss kein Geheimnis gewesen. Tatsächlich waren die Transporttermine nicht nur Rudolf Hanauer bekannt. Jeder in der Firma habe das wissen können, sagt der Chef, der vermutet, dass S. einem seiner 40 Mitarbeiter durch "geschicktes Fragen" Informationen entlockt hat. Die beiden Fahrer des Transportes, für die Hanauer seine Hand ins Feuer legt, haben ihrer eigenen Aussage zufolge erst gemerkt, dass sie an jenem Dienstag vor zehn Monaten überfallen worden waren, als sie gefesselt in einem Wald saßen. Bis dahin hatten sie willig alles getan, was ihnen die Täter befahlen, in ihren täuschend echten Polizeiuniformen und ihrem täuschend echten Dienstwagen.

Morgens gegen zehn Uhr hatte dieser dunkle BMW den wertvollen Sprinter zwischen den Anschlussstellen Mundelsheim und Pleidelsheim überholt und zum Folgen aufgefordert. Unter einer Autobahnbrücke hielt der Konvoi. Die Goldtransporteure erfuhren, dass sie es mit der Steuerfahndung zu tun hätten, zur gleichen Zeit eine Durchsuchung der Firmenzentrale stattfände und sie nun verhaftet seien. Die Fahrer ließen sich Handschellen anlegen, abführen - und in einem Wald im Kreis Heilbronn aussetzen.

Ein Berliner Schweißer wollte lediglich an viel Geld kommen


Dort dämmerte den Bayern, von denen einer einst selbst als Polizist gearbeitet hatte, dass mit den nun verschwundenen Steuerfahndern etwas faul sein müsse. Sie stolperten an den Straßenrand, riefen um Hilfe und alarmierten schließlich die Polizei und ihren Chef. Hanauer ist ihr Schwiegervater und ihr Cousin. "Wenn man die Leute so viele Jahre kennt, da habe ich doch keinen Zweifel", sagt Hanauer und zieht sich Schnupftabak in die Nase. Während die Polizei die Unschuld der beiden Fahrer ermittelte, grübelte Hanauer darüber, warum er es nicht für nötig befunden hatte, seinen Transporter zu versichern. "Aber zu spät. Schon passiert", resümiert der Kaufmann, der dem 100.000 Euro Belohnung zahlt, der die Beute wiederfindet.