In der Erwachsenenbildung sind Sie nun seit 1994 mit Seminaren unterwegs, die Frauen ermutigen sollen, sich auf kommunaler Ebene zu engagieren. Und immer noch ist Baden-Württemberg Schlusslicht. Haben Sie nicht das Gefühl, alle Müh’ war vergebens?
Doch, diese Momente gibt es natürlich. Ich rede nicht gerne immer noch über Probleme bei der Kinderbetreuung. Aber ich resigniere nicht. Für mich gilt: dranbleiben, jetzt erst recht.

Warum kommen Frauen in die Seminare?
Die meisten wollen ein lokales Ärgernis beseitigen. Fragen wie Kinderbetreuung und Schule sind häufig Motivationsfaktoren, in einen Kurs zu kommen. Es folgen Fragen des öffentlichen Nahverkehrs. Das sind Themen der Frauen mit jüngeren Kindern. An zweiter Stelle steht der Wunsch, Abläufe in der Gemeinde besser verstehen zu wollen. Nicht alle sind schon sicher, dass sie kandidieren wollen. Da ist ja dann auch noch die Frage nach der politischen Gruppierung zu beantworten und die nach der zur Verfügung stehenden Zeit. Und nicht zu unterschätzen: die Resonanz und Unterstützung im persönlichen Umfeld sowie die – sinnvollerweise vorherige – Klärung am Arbeitsplatz.

Liegt es an den Frauen oder an den Strukturen, dass noch immer zu wenige Frauen in politischen Ämtern anzutreffen sind?
Es liegt sicher an den Strukturen. Gemeinderäte beginnen um 17 oder 18 Uhr, Ausschusssitzungen sind oft nachmittags. Als berufstätige Familienfrau hat man da keine Zeit. In aller Regel ist die größte Hürde die Sorge, ob sich das Mandat mit dem Beruf vereinbaren lässt. Die Gleichstellungsbeauftragte in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) bietet seit Jahren mit einem Träger Kinderbetreuung während der Sitzungen an. Aber es wird selten wahrgenommen.

Aber nicht jede Frau, die kandidieren will, wird auch gewählt.
Um gewählt zu werden, muss man bekannt sein. Aber in der Regel sind alle Parteien froh, wenn sich jemand meldet.