Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Fleck ließ den brachialen Akt des Brennens schließlich sein – und änderte auch sonst noch viel auf dem elterlichen Hof. Aus optimierten Nutztieren wurden Lebewesen. Flecks Kühe gehen etwa im Sommer auf die Weide, bekommen nur Futter von der eigenen Wiese und laufen frei im Stall herum. Industrialisierte Landwirtschaft sieht anders aus – und wirft vor allem mehr Profit ab. Bei Fleck, der den Hof seines Vaters zum Demeter-Hof machte, ging die Milchleistung von 8000 auf 5400 Liter pro Kuh und Jahr zurück. Ohne Einbußen gibt es keine Wende auf dem Bauernhof.

 

Genau diesem Zwiespalt wollte Annette Wagner, die Bremer Filmemacherin mit Tübinger Wurzeln, nachgehen. „Ich wollte wissen, ob es Herbert Fleck gelingt, Geld zu verdienen, und er sich gleichzeitig seine Arbeitswelt so gestalten kann, dass er nach seiner inneren Überzeugung leben kann.“ Fleck beantwortet die Frage in Wagners 30-minütigem Film selbst, wenn er sagt: „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel.“ Heute beliefert Fleck täglich 700 Kunden mit Bio-Milch, Joghurt und Sahne. Seine Schwester und seine Mutter unterstützen ihn im Familienbetrieb. Seine Frau, die auf den Hof eingeheiratet und ihn überzeugt hat, auf ökologischen Landbau umzustellen, hat ihn inzwischen verlassen, weil ihr das Leben in der Stadt fehlte. Fleck hat eine Sieben-Tage-Woche. Im Dorf ist der Mann, der mit seinen Kühen spricht, ein Außenseiter geblieben.