Axel Prahl und das Inselorchester geben alles – und Ludwigsburg rockt drei Stunden lang. Die Besucher im ausverkauften Scala erleben einen Vollblutmusiker und ein Orchester, dem die Spielfreude aus allen Knopflöchern platzt.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Ja, er ist nicht wirklich groß. Richtig ist ebenfalls, dass er die gleichen Klamotten trägt, mit denen er auch im Tatort ermittelt – die Weste mit den vielen Außentaschen eben, die manchen Konzertgänger grübeln lässt, was um alles in der Welt er da wohl drin habe. Ach ja, und er macht auch noch richtig gute Musik. Das ist überhaupt die eigentliche Erkenntnis dieses mitreißenden Konzertabends im ausverkauften Scala: Axel Prahl ist viel, viel mehr als nur Kommissar Frank Thiel. Er ist ein leidenschaftlicher Sänger und Gitarrist mit Stehvermögen auf der Bühne. Erst nach drei Stunden ist Schluss. Und danach gibt er noch artig Autogramme.

 

Vielleicht verdankt er ja all sein Können Frau März, seiner ersten Musiklehrerin, von der und ihrer immergleicher Kittelschürze er seinem Publikum bereitwillig erzählt. Sie lehrte ihn schon in jungen Jahren, Heintje-Lieder vorzutragen. „Mama, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen“, hat der Mann aus Ostholstein inzwischen hinter sich gelassen. Obwohl er auch diesem Lied mit Sicherheit eine interessante Interpretation abgewinnen würde. Er kann schließlich auch Roy Blacks „Du bist nicht allein“ so intonieren, dass es irgendwie wie eine Mischung aus Wolf Biermann und Jacques Brel klingt.

Ein vor Spielfreude schier platzendes Inselorchester

Das liegt natürlich auch daran, das Prahl sich seinen langjährigen Freund Danny Dziuk als Arrangeur und Musiker und das vor Spielfreude schier platzende Inselorchester an seine Seite geholt hat – mit Bratschen, Cello, Klarinette, Keyboard, Bass, Gitarren und Schlagzeug. Alle zusammen ergeben sie eine wilde Mixtur aus Kurkapelle und dem Bordorchester der Titanic. Wohin die Reise geht, das weiß auch der Käp’tn nicht, wie es in einem von Prahls selbst geschriebenen Songs heißt. Irgendwie durchs Leben halt. Zu den musikalischen Leitplanken gehören für Prahl dabei Rio Reiser und der DDR-Liedermacher Gerhard Gundermann. Sie spielt er neben Gershwins „Summertime“. Alle miteinander holt er sie ans Lagerfeuer seines Lebens, an dem sich auch das Publikum die Seele wärmen darf. Am Lagerfeuer kennt er sich aus. Dort hieß es stets: „Axel, spiel doch noch was!“ Während er an der Klampfe saß, knutschten die anderen. Musikalisch hat ihn das unüberhörbar weitergebracht und auch erkenntnistheoretisch: „Heute zahlen die Frauen Geld, um mir zuzuhören.“

Nichts geht über ein Lied zum Mitsingen

Denn Prahl ist einer, der es genießt, mit seinem Publikum zu reden, sich dabei über sich selbst lustig zu machen und den Klassiker des Lieds zum Mitsingen zu zelebrieren: „Ich sing’s euch kurz vor.“ Es folgen viele afrikanische Textzeilen, die sich keiner merken kann. Daraus wird schließlich der Refrain „Es geht doch nichts über ein gemeinsam gesungenes Lied“. Über die Interpretation wacht Prahl mit strenger Miene. Frau März lässt grüßen.