Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Seit Mai 2014 lebt der 26-Jährige in Kornwestheim und Ludwigsburg. Im Asylbewerberheim in der Kornwestheimer Villeneuvestraße ist er untergebracht, in Ludwigsburg findet sein soziales Leben statt. Ferman Al Kasari lebt, wie es sich Politiker in ihren Reden zur Integration immer wünschen. Doch das ist für sein Verfahren gänzlich ohne Bedeutung. Das treibt nur seine Freunde um. Denn für Al Kasaris Chance, in Deutschland bleiben zu dürfen, ist das völlig unerheblich. Es ist egal, dass er so gut Deutsch spricht, dass Menschen im Gespräch mit ihm vergessen, ein wenig deutlicher und langsamer zu sprechen.

 

Bei der Podiumsdiskussion der Stuttgarter Zeitung zum Thema Flüchtlinge im Februar saß er neben dem Landrat Rainer Haas und dem Ludwigsburger Sozialbürgermeister Konrad Seigfried auf dem Podium und berichtete, wie sich ein Asylverfahren für Betroffene anfühlt. Die Zuhörer hatte er auf seiner Seite, weil er aus seiner Begeisterung für Deutschland und die offene Gesellschaft hier keinen Hehl machte. Konrad Seigfried bezeichnet die drohende Abschiebung nun als einen „Missgriff des Ausländerrechts“, auch wenn er formal richtig sei.

Unentbehr im AK Asyl und bei der Volkshochschule

„Als integriert gilt man erst nach drei bis vier Jahren“, sagt Al Kasaris Rechtsanwalt Roland Kugler aus der Kenntnis unzähliger Verfahren heraus. Es prüfe nach einem Jahr auch niemand, wie gut jemand Deutsch spreche. Für die Entscheidung des Verwaltungsgerichts ist es ebenfalls ohne Bedeutung, dass Ferman Al Kasari beim Arbeitskreis Asyl in Schwieberdingen vom Schüler zum Assistenten von Annette Olbricht aufgestiegen ist. „Ferman, erklär doch mal, was Oberbegriffe sind“, sagt sie dann, wenn ihre Schüler aus Syrien nicht verstehen, dass Stuhl, Tisch und Bett alle zusammen Möbel sind, und sie selbst auf Englisch nicht mehr weiterkommt. Ferman Al Kasari hilft auf Arabisch weiter. So, wie er es in der Ludwigsburger Volkshochschule tut, wenn Menschen kommen, die einen Deutschkurs belegen wollen. „Ich habe sofort an ihn gedacht, als ich die Möglichkeit hatte, jemanden zu beschäftigen“, sagt Inge Beyer von der VHS. Für einen Euro pro Stunde. Wie Olbricht schätzt sie seine Verlässlichkeit und seine Kompetenz im Umgang mit anderen. Auch das Landratsamt greift auf Ferman Al Kasaris Dolmetscherdienste zurück. Und Eliana Prangenberg, die mit ihrem Mann den Ludwigsburger Kulturkeller Luke betreibt, erinnert sich, wie der 26-Jährige sie bei seinem ersten Einsatz fragte: „Was ist eine Weißweinschorle?“ Mehrere Abende pro Woche hilft der Syrer dort ehrenamtlich.