Der Gemeinderat soll am Mittwochabend über die Abberufung eines ehrenamtlichen Kommandanten entscheiden. Das ist ungewöhnlich – und derzeit nicht die einzige Baustelle bei der Feuerwehr.

Ludwigsburg - Die Beteiligten geben sich wortkarg. Nur in knappen Sätzen bestätigen die Stadt und die Ludwigsburger Feuerwehr, dass der Gemeinderat am Mittwoch in nichtöffentlicher Sitzung über die Abberufung eines Kommandanten der freiwilligen Feuerwehr entscheiden soll. Klar ist, dass dieser Schritt sehr ungewöhnlich ist: Der Kreisbrandmeister Andy Dorroch, der für alle Wehren im Landkreis zuständig ist, weiß von keinem ähnlichen Fall – in Ludwigsburg spricht man von einer „unüblichen“ Situation. Auch die anderen Probleme, mit denen sich die Ludwigsburger Kameraden derzeit beschäftigen müssen, sind alles andere als gewöhnlich.

 

Zu den Hintergründen für die geplante Abberufung des Kommandanten hält sich die Stadtverwaltung als Dienstherr der Feuerwehr bedeckt. Zu laufenden Verfahren, die Personen betreffen, nehme die Verwaltung keine Stellung, heißt es. Unter anderem hänge dieser Schritt aber damit zusammen, dass wegen personeller Auseinandersetzungen die Funktionsfähigkeit der entsprechenden Abteilung nicht mehr gewährleistet sei, sagt der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried.

Eine bislang vorbildliche Abteilung gerät ins Leistungstief

Die bis dato recht leistungsstarke Mannschaft habe jüngst immer wieder von anderen Abteilungen vertreten werden müssen, berichtet Seigfried. Man gehe davon aus, dass die Abteilung nach einem Weggang des Kommandanten wieder zu alter Form zurückfinden könne. Sollte der Gemeinderat am Mittwochabend die Abberufung des Kommandanten beschließen, so gelte diese ab sofort. Übergangsweise werde dessen Stellvertreter dann die Leitung übernehmen, so Bürgermeister Seigfried. Allerdings könnte es sein, dass eine Entscheidung des Gemeinderats gar nicht mehr notwendig wird: Offenbar hat der betroffene Kommandant inzwischen seinen Rücktritt angekündigt, bis Dienstagabend lag jedoch noch keine offizielle Erklärung vor.

Neben dieser Personalie haben in den vergangenen Monaten noch zwei andere Probleme die Ludwigsburger Feuerwehr auf Trab gehalten. Zum einen hatte man 2013 und 2014 mit schwarzen Schafen in den eigenen Reihen zu kämpfen: Drei damalige Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr hatten in etwa 250 Fällen absichtlich Fehlalarme ausgelöst und sich offenbar an dem Kick der eigenen Einsätze berauscht. Über die Motive könne man letztlich nur spekulieren, so der Kommentar der Stadt.

Schwarze Schafe in den Reihen der Feuerwehr

Alle drei mutmaßlichen Täter waren um die 20 Jahre alt und erst seit etwa zwei Jahren bei der Feuerwehr. Zwei von ihnen haben die Taten inzwischen eingeräumt, wie Susanne Jenne, Sprecherin der Stadt Ludwigsburg, mitteilt. Der dritte habe sich noch nicht dazu geäußert, deshalb dauerten die Ermittlungen noch an. Wer letztlich für den Schaden von rund 100 000 Euro aufkommt, der durch die Fehlalarme entstanden ist, sei noch unklar. Dies werde im Laufe des Verfahrens geprüft.

Ebenfalls für Aufruhr gesorgt hat eine anonyme Anzeige gegen Andreas Thoß, den Gesamtkommandanten der Ludwigsburger Feuerwehr. In dieser war dem obersten Chef der Kameraden unterlassene Hilfeleistung bei einem Einsatz vorgeworfen worden. Allerdings habe die Staatsanwaltschaft das Verfahren innerhalb kürzester Zeit eingestellt, berichtet Susanne Jenne. Denn es habe keinen Hinweis auf ein derartiges Vergehen gegeben. Damit sei die Staatsanwaltschaft zum gleichen Ergebnis gekommen wie die Stadtverwaltung, die zuvor eine interne Prüfung durchgeführt habe.