Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Wir schreiben das Jahr 2015. Und seit Mittwochabend ist klar, dass es in Ludwigsburg weiterhin Straßen geben wird, die nach Vertretern des NS-Regimes oder dessen Steigbügelhaltern benannt sind. Nach Hindenburg also, der Hitler ins Amt gehoben hat und ein Demokratiefeind war. Und nach Carl Diem, den selbst der Deutsche Sportbund und seine Heimatstadt Würzburg geächtet haben, weil er den Heldentod verehrt und die Sportbegeisterung Jugendlicher für das Regime missbraucht hat. Der Ludwigsburger Weg zeugt nicht von einer Haltung, die von einem kritischen und verantwortlichen Blick auf die Historie getragen ist.

 

Firmen wie Mann und Hummel und die Kreisbehörde werden ihre Briefe weiter aus der Hindenburgstraße verschicken, manch Empfänger wird sich wundern, dass die Adresse gerade in Ludwigsburg existiert. Dabei sind die historischen Fakten klar und jedem bekannt. An Wissenslücken kann die Verweigerungshaltung, welche die Hälfte des Gemeinderats eingenommen hat, also nicht liegen. Nicht einmal die beschwörenden Worte von OB Spec konnten die Front des bürgerlichen Lagers zum Bröckeln bringen. CDU und Freie Wähler betonen, nur nach dem Willen der Anwohner handeln zu wollen, die mehrheitlich gegen eine Umbenennung seien. Andere sind, wie Jochen Eisele (FDP), in ihrem Willen zum Handeln deutlich geworden als nie zuvor.

Aber insbesondere der CDU-Gemeinderat und Landtagsabgeordnete Klaus Herrmann, selbst Stadtarchivar, trägt die Ablehnung mit einer Vehemenz vor, dass mancher sich fragt, um was es hier eigentlich geht. Herrmann fordert, sich mutig dem Zeitgeist zu verweigern. Welchen Zeitgeist fürchtet er? Den der Aufklärung?