Immobilien sind sein Geschäft. Doch jetzt will Wolfgang Reisser als privater Stifter seinem liebsten Sportclub einen 6,5-Millionen-Bau in die Fuchshofstraße stellen.

Ludwigsburg - Wolfgang Reisser hat einen langen Atem. Er braucht ihn auch – als Mittelfeldspieler. „Vor und zurück, vor und zurück“, beschreibt der 62-Jährige seinen Job auf dem Hockey-Feld. Und in dem ist er ebenso erfolgreich wie als Geschäftsführer der Wohnbaufirma, die er einst vom Vater übernommen und schließlich in Ludwigsburg angesiedelt hat. Als Jugendlicher war Reisser mit seiner Mannschaft oft Landesmeister. Dabei sei er „nie der Schnellste“ gewesen, sagt der heutige Ü60-Nationalspieler. Er setzte von jeher auf die richtige Technik und, wenn das nicht mehr reichte, auf den nötigen Biss. Hand- und Fußball konnte er schon als Elfjähriger nichts abgewinnen. Ihm hatte es beim VfB Stuttgart gleich diese besondere Sportart angetan, bei der man sich nicht gegenseitig anrempelt, sondern umrundet.

 

In dieser Woche stimmen die Stadträte über seinen Traum ab

Die über Jahrzehnte trainierten Eigenschaften haben ihn wohl auch über die vielen Runden gebracht, in denen sein Traumhaus für den Hockey-Club Ludwigsburg (HCL) in der Luft hing. In dieser Woche werden die Stadträte sämtlicher Ausschüsse darüber abstimmen. Vor sechs Jahren aber hatte der gebürtige Stuttgarter bereits seine Stiftung gegründet, mit der er seinem Lieblingssport auf lange Sicht die Zukunft in der Ludwigsburger Fuchshofstraße sichern wollte. Schon sieben architektonische Modelle reihen sich in seinem Büro aneinander. In Abstimmung mit der Stadt mussten die Entwürfe mehrfach korrigiert werden. Das L-förmige Gebäude wurde für mehr Lärmschutz gedreht und niedriger angelegt, die Parkplätze wurden verlegt und der Vorbau wurde verkürzt, damit kein einziger Alleebaum gefällt werden muss.

Der HCL hat das, wovon andere Vereine träumen: einen privaten Mäzen, der als einfaches Mitglied ohne offizielle Funktion stolze 6,5 Millionen Euro in ein neues Prachtheim investieren will. Im Rathaus aber musste Reisser erstmal dicke Bretter bohren. „Hurra geschrien hat keiner“, sagt der Ingenieur. Und nach Jahren des Bohrens ging zwischendurch mal wieder gar nichts voran, weil so mancher Stadtrat das Projekt erst im Gesamtkontext des großen Sportparks Ost verwirklicht haben wollte. Der aber ist bisher nicht weit gediehen. Reissers Träume drohten, in weite Ferne zu rücken. Erst sein alter Freund Hans-Peter Schmitt brachte neuen Drive. „Wir mussten uns von den Plänen für den Sportpark herauslösen“, sagt der Jurist und frühere Geschäftsführer der Schlossfestspiele: „Sonst hätte es noch Jahre gedauert.“

Die Idee kam Reisser im Liegestuhl am Comer See

Mit seiner Hilfe reichte der Stifter im Sommer das Baugesuch ein. Schmitt überarbeitete „für den Hockeyverrückten“ die Stiftungssatzung, stärkte das Mitspracherecht des Vereins. Schließlich unterschrieb Reisser auch noch eine persönliche Bürgschaft von einer halben Million Euro. „Für mich ist das kein Renditeobjekt“, stellt der Bauherr klar. Er wünscht sich ein schönes Zuhause für den HCL, der das Recht haben wird, es zeitlebens unentgeltlich zu nutzen.

Im Liegestuhl am Comer See war Reisser die Idee gekommen, dem nachwuchsstarken HCL auf diese Weise eine langfristige Perspektive zu bieten. Schließlich gibt es zwischen dem Wohnbau-Chef, der keine eigenen Kinder hat, und dem Verein starke Bande, die man getrost familiär nennen kann. Selbstverständlich lernte er seine Lebensgefährtin hier kennen, die aktive Spielerin ist. Natürlich spielen auch deren Söhne und Schmitts Tochter Hockey. Und der Architekt André Lang, mit dem Reisser die Planungenen entwickelt hat, war früher Kapitän der ersten Hockey-Mannschaft.

Nun wollen der Stifter und sein Berater beim Württembergischen Landessportbund auch einen Zuschuss für Reissers Traum locker machen. Aus der Sicht des Kultusministeriums wäre dies ein Präzedenzfall, weil eigentlich nur Vereine und nicht private Stifter gefördert werden. Aber die beiden werden sich schon durchbeißen.